Die deutschen Kolonien.
64
Flüsse einmündend An ihm liegt auf einer erhöhten Sandplatte die Hauptsiedelung,
Duala.
2. Oberfläche. Auch in Kamerun gelangt man (wie überhaupt in ganz Süd-
und Mittelafrika) aus einem Küstenstreifen durch ein Randgebirge auf eine Hoch-
ebene. An der Küste erhebt sich der mächtige Kamerunberg, 4000 m hoch, gleich dem
Kilima Ndscharo ein (ausgestorbener) Vulkan. An seinem Südwestabhange liegt in ge-
sunder Lage der Regierungssitz Buea. Unmittelbar hinter der Küste beginnt ein mäch-
tiger UrWaldgürtel, der sich in der Breite Bayerns
bis in das Randgebirge hineinzieht, und in dem
Zwergvölker Hausen. Die dahinter liegende Hoch-
ebene ist eine Grassteppe mit mannshohem,
hartem Gras. Im Norden verwandelt sich die Hoch-
ebene in ein schönes Gebirgsland (Adamaua).
3. Klima, Pflanzen- und Tierwelt. — Die
fieberschwangere Küste gehört zu den regenreich-
sten Gebieten der Erde (400 cm! In Deutsch¬
land 65). Auch aus der Hochfläche fallen noch
150 cm Regen, an: Tschad-See vielleicht soviel wie
in Deutschland. — Die Wärmeverhältnisse gleichen
denen des ebenfalls tropischen Deutsch-Ostafrika
(§ 48, 3). — Die Pflanzenwelt ist üppig
(Mangrovegürtel, Urwald, mannshohes Gras,
f. oben). Bon Palmen sind die Kokos- und die
Olpal me zu nennen. Letztere bildet ganze Wälder
(Palmölgewinnung!). — Auch die Tierwelt ist
eine reiche und umfaßt alle in Afrika lebenden
Raubtiere, sowie Elefanten, Flußpferde, Antilopen, Krokodile, Gorillas, Schimpansen,
Kolibris, Nashornvögel usw. usw. Verderblich werden ost die Heuschreckenschwärme,
lästig sind die Moskitos und die Sandflöhe2.
4. Die Bewohner gehören irrt Süden den wiederholt genannten heidnischen
Bantnnegern, im Norden den mohammedanischen Sudannegern an. Alle sind
Ackerbauer. Unter den Bantunegern sind am bekanntesten die an der Küste sitzenden
Dnalas, die bis vor kurzem den Zwischenhandel zwischen Binnenland und Küste gänz-
lich an sich gerissen hatten und den europäischen Kaufleuten große Schwierigkeiten be-
reiteten. Deutsche sind rund 900, andere Weiße 150 ansässig.
5. Anbau und Ausfuhr. Die Europäer ziehen an den Gehängen des Kamerun-
berges mit Erfolg Kakao, Tabak und Kaffee; südlich vomTschad-See wird auch bereits
Baumwolle gewonnen. Ausgeführt wird Kautschuk, Palmkerne, Palmöl,
Kakao, Elfenbein.
6. Ortschaften und Bahnen. Im Gegensatz zu Deutsch-Ostafrika befinden sich die größten
Siedelungen auf der Hochebene, wo die Sudänneger Ortschaften von 10, 20 und 30 000 Einw.
besitzen. Die beiden wichtigsten Ortschaften der Küste nannten wir bereits (Duala, Buea). —
Fertig ist bis jetzt eine 160 Km lange Bahn von Duala nach Norden; zwei andere Strecken
<s. Abb. 66) wurden 1908 vom Reichstag bewilligt.
Abb. 66. Kamerun. 1 : 30 Mill.
Zum Größenvergleich wurde Deutschland
eingezeichnet. Die Namen zum Küstengebiet
enthält das Eckkärtchen >1:10 Mill.>.
1) Kamerun (portug.) = Krabbenfluß.
2) Bohren sich in die Fußhaut und verursachen bösartige Geschwüre.