§52. Die deutschen Kolonien. 66
(200 Deutsche und 120 andere Weiße) und eine zehnmal so starke Ausfuhr (l^/zMill.Mk.,
Samoa 3 ^Südsee-Kolonien zusammen 5Y2], Togo 4, Kamerun 10, Deutsch-Slldwest-
afrika vor dem Kriege 3*/2, Deutsch-Ostafrika 11). Hauptgegenstand der Ausfuhr ist
Kopra. Die Europäer haben sich auf der Gazelle - Halbinsel^ angesiedelt, dem
nördlichsten Teil der größten Insel (Neu-Pommern; annähernd so groß wie die Provinz
Pommern).
1. c) Die Karolinen und Marianen liegen nördlich von Neu-Guinea und bilden
die Brücke nach Japan (die Marianen sind von Kiautschou nicht weiter entfernt als vom
australischen Festland). Sie sind über einen Meeresraum von der halben Größe Europas
verstreut; die größten^ sind vulkanischen Ursprungs uud fruchtbar, die übrigen Ko¬
ralleninseln (s. unten Marschall-Jnfeln) und unfruchtbar. Die anstelligen Bewohner
(Mikronesier = Kleininselbewohner) sind zum größten Teil Christen. 110 Deutsche und
60 andere Weiße.
1. 6) Die Marschall-Inseln liegen nordöstlich von Australien (aus halbem Weg nach
den Sandwich-Jnseln, das ist etwa 1/3 Wegs nach San Francisko). Sämtliche 33 Inseln
sind Atolle, das sind ringförmige Koralleninseln^. Der 110 km lange Ring der Insel
Jalu i t (Regierungssitz) besteht aus 55 Teilinseln Die Humusschicht über dem Korallen-
sels ist dürftig, doch gedeihen Kokospalmen vortrefflich (Hauptausfuhr für 1/2 Mill. Mk.
Kopra). Bewohuer: 80 Deutsche, 20 andere Europäer, 15 000 Mikronesier, Dichte
größer als in Mecklenburg-Strelitz (37 gegen 35).
2. Tie Samoa-Jnseln, diese mit üppigem Pflanzenwuchs bekleideten „Perlen
der Südsee", liegen ungefähr so weit südlich vom Äquator wie die Marianen nörd-
lich. Von Kaiser Wilhelmsland aus liegen sie etwa auf 1/3 Wegs nach Südamerika.
Zwei gehören zu Deutschland, die dritte zu Amerika. Die Hft. Apia liegt auf der zweit-
größten Insel (Upolu, so groß wie Rügen). Die Samoa-Jnseln sind vulkanisch (auf
der größereu Insel, Sawaii, entstand noch erst 1905 ein neuer Vulkau) uud deshalb sehr
fruchtbar. Alle tropischen Nutz- und Schmuckbäume gedeihen in großer Fülle und Üppig-
feit. Die 33000 schokoladenfarbigen Bewohner (Polynesier = Vielinselbewohner) werden
wegen ihres schönen Körperbaues und ihres liebenswürdigen Wesens als das „schönste und
edelste Naturvolk" gepriesen. Zur Arbeit habeu sie weder Lust uoch Grund. Sie sind wie
ein Volk von Kindern. Sich schmücken mit Perlen, mit kunstvollem Flechtwerk uud mit
Blnmeu, Feste feiern, tanzen uud spielen und sich baden — mehrere Male am Tage —,
das ist ihre Beschäftigung. Das wenige, was es zu tun gibt, besorgen die Männer. Die
Lieblingsbeschäftigung der Frauen und Mädchen ist die Anfertigung herrlicher Flecht-
arbeiten. Die Zahl der Deutschen beträgt 250, die der übrigen Weißen 200. Das Fieber
ist hier merkwürdigerweise unbekannt. Die Europäer widmen sich in erster Linie dem
Kakao-, neuerdings auch dem Kaffeebau. Ausgeführt werden Kopra und Kakao.
1) Name nach dem Schiff „Gazelle", das hier Vermessungen ausführte.
2) Pünape, reichlich so groß wie Alfen, Yap (Kabelstation der Linie Schanghai-Selebes),
etwas kleiner.
3) Korallenklippen und -inseln werden von den winzigen Korallentieren aufgebaut. An
den Küsten sind die Klippen zellenförmig, auf hoher See ringförmig. Wird der Ring über
Wasser emporgehoben (die Tiere arbeiten nur unter Wasser), so wird er bald von den Ver-
Witterungskräften in einzelne Jnselchen zernagt, die kreisförmig eine Lagune (ein Haff) um-
schließen.