§. 577. 
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 
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waltthätigkeiten vor und mahnte zugleich die Bauern vom Aufruhr ab. Als aber 
die Gefahr zunahm. Kirchliches und Weltliches vermischt ward und die „Mord¬ 
propheten und Rottengeister" sich erhoben, da ließ er eine heftige Schrift „wider 
die räuberischen und mörderischen Bauern" ausgehen, worin er die 
Obrigkeit aufforderte, mit dem Schwerte drein zu schlagen und keine Barmherzig¬ 
keit zu üben. Da zogen Fürsten und Reisige von allen Seiten wider die Auf¬ 
rührer aus. Kurfürst Johann von Sachsen, Landgraf Philipp von 
Hessen u. A. brachen gen Thüringen ans, und gewannen bei Frankenhausen 
durch ihr Geschütz und ihre kriegsgeübten Söldner einen leichten Sieg über 
Thomas Münzer und seine schlecht bewaffneten, bethörten Bauern, die singend 
und betend den Beistand der himmlischen Heerschaaren erwarteten. Vor Mühl¬ 
hausen wurde das Hochgericht aufgeschlagen, an dem der „Prophet" von Thüringen 
nach martervollen Folterqualen sein blutiges Ende fand, und in Frankenhausen 
wateten die Krieger im Blute der gesammten männlichen Bevölkerung. Die 
Entschädigung^ und Schutzgelder an die Fürsten und Edelleute und eine drei¬ 
fache Schirmherrschaft vernichteten den Wohlstand der alten Reichsstadt Mühl¬ 
hausen. — Um dieselbe Zeit erlagen die Elsässer Bauern bei Zabern und Scher¬ 
weiler den Soldknechten und Reitern des Herzogs Anton von Lothringen; trotz 
des abgeschlossenen Vertrags wurden sie aus dem Rückzug überfallen und 17,000 
erschlagen. Ihr Anführer Erasmus Gerber wurde an einem Weidenbaum aus¬ 
geknüpft und unter Hohn und Marter getödtet. In Schwaben stellte Truchseß 
von Waldburg, Hauptmann des schwäbischen Bundes*), die Ruhe her 
und zog dann im Verein mit dem Pfalzgrafen bei Rhein und dem kriegerischen 
Erzbischof von Trier wider die fränkischen Schaaren, die das wohlvertheidigte 
Schloß von Würzbürg belagerten. Auch hier siegte die bessere Kriegskunst und 
Bewaffnung über die ungeordnete Masse. Nach kurzer Gegenwehr überließen sie 
sich einer wilden Flucht, in der die Meisten ihren Tod fanden; die Gefangenen 
wurden niedergemacht und die Bürger der fränkischen Städte, die sich mit den 
Aufrührern verständigt hatten, schwer gezüchtigt. Lange noch wüthete das Richt¬ 
beil im Würzbur gischen. Aehnlich erging es am Mittelrhein, wo die vereinigten 
Truppen von Trier und Basel die Ausrührer zu Paaren trieben und die alte 
Ordnung zurückführten. Großem Widerstand fand der Truchseß von Waldburg 
und der berühmte Kriegsmann Ge^rg von Frundsberg im Schwarzwald 
und an den Quellen der Donau; aber Brand und Mord lichteten auch hier 
endlich die Reihen der Insurgenten und stellten die Ruhe her. Hinrichtungen und 
Brandschatzungen folgten der Niederlage. In den meisten Gegenden wurden den 
Bauern wieder alle früheren Lasten aufgebürdet, und hartherzige Edelleute sprachen 
wie einst Rehabeam: „Unsere Väter haben euch mit Peitschen gezüchtigt, wir 
1 aber wollen euch mit Scorpionen züchtigen." Wie der Anfang des Bauernkriegs 
i nichts als rohe Gewaltthat war, so war auch sein Ende nichts als ein Act der 
' Rache, ein rühmloser Sieg der staatlichen Ordnung ohne innere Heilung. Aus 
der Zerstörung entkeimte kein neues Leben. Nur wenige Grundherren waren so 
» billig, einige Erleichterungen zu gewähren. Die „Lutheraner", denen man den 
- Aufstand beimaß, fühlten besonders die Rache der dem alten Zustand anhängenden 
Fürsten, Prälaten und Herren. Blühende und volkreiche Landschaften waren zur 
. Einöde geworden. 
Weber, Geschichte II. 4 
15. Mai 
1525.
	        
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