150 Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen.
in die Flucht; aber der Fall des trefflichen Feldherrn blieb ein
schwerer Verlust.
Um nun die Macht Thebens fester zu begründen, unternahm
Epaminondas, auf welchem die Kraft des Staates beruhte, einen
Zug gegen Sparta. Er brach in den Peloponnes ein und lie¬
ferte den Feinden eine Schlacht bei Mantinea in Arkadien
(362). Er bringt glücklich die Spartaner zum Wanken; indem
er sie aber zu hitzig verfolgt, wird er von einem Haufen der
Feinde eingeschloffen und muß fast allein gegen einen ganzen
Schwarm wüthend auf ihn eindringender Krieger sich vertheidi-
gen. Eine Zeitlang hält er sich und streckt viele zu Boden. Un¬
zählige Wurfspieße prallen von feinem Panzer ab; endlich dringt
einer durch eine Schiene tief in die Brust und wirft ihn nieder.
Ein hitziger Kampf entsteht nun um seinen Körper; die Seinigen,
die indessen herbeigekommen, wollen ihn nicht fahren lassen, und
die Spartaner setzen Alles daran, ihn im Triumphe fortzuführen.
Endlich siegen die Ersteren und bringen ihn aus dem Getümmel
auf eine Anhöhe. Während hier Alles um ihn her in stummer
Betrübniß stand, untersuchten die Aerzte die Wunde und erklär¬
ten, sie sei tödtlich; er werde augenblicklich sterben, sobald er den
Wurfspieß herausziehe. „Wo ist mein Schild?" fragte er mit
matter Stimme. Er fürchtete, dasselbe möchte den Feinden in
die Hände gefallen sein. Als man es herbeibrachte, küßte er die¬
sen treuen Begleiter in so vielen Gefahren. Dann ließ er das
Eisen herauszkehen; das Blut stürzte nach. „Wehe!" rief einer
seiner Freunde, „du stirbst, Epaminondas! Hättest du doch we¬
nigstens Söhne, die du uns nachließest!" — ,,Jch hinterlasse euch",
antwortete er sterbend, „zwei unsterbliche Töchter, die Siege bei
Leuktra und Mantinea."
Nach dem Tode dieses herrlichen Mannes verlor Theben
bald seinen Einfluß auf die andern griechischen Staaten und sank
zu der Schwäche herab, in der es früher gelegen hatte, ein Loos,
welches, wie einzelne Menschen, auch die größten wie die kleinsten
Reiche trifft.
26. Demosthenes. — Diogenes. 350.
Fast zu derselben Zeit lebte in Athen ein Mann, der sich^
durch seine Beredtsamkeit unsterblich gemacht hat. Demosthe¬
nes — so hieß er — war der Sohn eines Waffenschmieds, ver¬
lor seinen Vater schon im siebenten Jahre, und wuchs, weil er