— 15 —
i
Quer durch dieses Viereck ziehen von Südosten nach Nord-
Westen in gleicher Richtung (parallel) zwei schmale Gebirge. Das
nördliche ist das Wiehengebirge, das südliche der Teuto-
bürg erw ald. Zwischen beiden fließen im Thal die Hase nach
Westen und die Else uach Osten. In diesem Flußthal liegt nahe
an der westlichen Grenze auch die Hauptstadt unseres Regierungs-
bezirkes, das alte, ehrwürdige Osnabrück, die Königin im
Hasegau.
1. Die Stadt Osnabrück.
Osnabrück ist eine alte Bischofsstadt, die von Karl dem Großen
vor mehr als 1100 Jahren (783) gegründet wurde. Dieser große
Kaiser führte ringsum im Lande das Christentum ein und stiftete
den Tom und eine Schule, aus der sich später das Gymnasium
Caroliuum entwickelte. Ter erste Bischof des Bistums war der
hl. Wiho. Ter älteste Teil der Stadt ist der Tom und die ringsum
liegenden Gebäude. Diese waren mit Wall und Graben umgeben.
Später wurden Festungsmauern gebaut, welche auch alle übrigen
Häuser umschlossen. Seit 1876 sind diese Wälle niedergerissen.
Nur der Herrnteichswall und einige alte Festungstürme sind stehen
geblieben. Jetzt wohnen in der Stadt über 50 000 Menschen. Vor
30 Jahren hatte sie erst 23 000 Einwohner, also hat sie sich
seit dem letzten Kriege mehr als verdoppelt. Während Osnabrück
zur Zeit unserer Großeltern noch eine kleine, stille Stadt war,
rings von hübschen Gärten umgeben, hat es jetzt viele große Fa-
briken und einen bedeutenden Handel. Weltberühmt ist sein Stahl-
werk. 7 Kirchen mit zum Teil stattlichen Türmen überragen die
Stadt: der Dom (kath.), die Marienkirche (ob.), die Katharinen¬
kirche (ev.), die Johanniskirche (kath.), die Bergkirche (reform.)
und die Gymnasialkirche (kath.); dazu kommt noch die im Bau
begriffene Herz-Jesu-Kirche (kath.). An Schulen sind vorhanden:
2 Gymnasien, 1 Realgymnasium, 1 Realschule, 1 Handelsschule,
2 Lehrerseminare, 2 höhere Töchterschulen, 1 Bürgerschule und viele
Volksschulen in meist schönen, großen Gebäuden. Außerdem besteht
1 Taubstummenanstalt, 1 Handfertigkeitsschule, 1 gewerbliche und
1 kaufmännische Fortbildungsschule. An wohlthätigen Anstalten
nennen wir 2 Waisenhäuser, 1 Kiuderhospital, 2 Krankenhäuser
und 1 Irrenanstalt. Hierzu kommen noch viele Vereine, welche
sich die Aufgabe gestellt haben, Arme, Kranke und Waisen zu unter-
stützen. Unter den übrigen öffentlichen Gebäuden sind als die
schönsten und bedeutendsten zu nennen: Tie königliche Regierung,
der Justizpalast, das Schloß, die Post, der Centralbahnhos, das
Museum und die beiden Kasernen für Infanterie und Artillerie.
Recht hübfch ist der Marktplatz mit seinen alten Giebelhäusern, der
schönen Marienkirche und dem altertümlichen Rarhause. In dem
Friedenssaale dieses Rathauses wurde 1648 der westfälische Friede
geschlossen, welcher dem schrecklichen 30 jährigen Kriege ein Ende
machte. Gerade vor^ der großen Treppe des Rathauses steht das
Denkmal Stüves. Stüve war einer der tüchtigsten Bürgermeister