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Das dritte Schuljahr.
Der Stamm ist walzig und wird so dick, daß man ihn mit beiden
Armen nicht umfassen kann. Er ist mit einer rauhen und rissigen Borke
und mit dem darunter befindlichen zarten Baste bekleidet. — Hier betrachtet
das Stück Holz, das der Tischler von einem Eichenstamm quer abgesägt hat.
Was bemerkt ihr daran? Die ringförmige Holzbildung, und zwar von außen
nach innen den weichen Splint, das feste Kernholz und das Mark mit den
Markstrahlen.
Erst ziemlich hoch teilt sich der Stamm in viele starke, knorrige. Äste,
die meist seitlich vom Stamme abstehen und eine sehr ebenmäßige Krone bilden.
III. Matter, Muten und Jrüchte. Wie werden die Blätter der
Eiche genannt? Eichenlaub. — Betrachtet die Blätter an diesem Eichen-
zweige! Sie sind glänzend, länglich, am Rande in Bogen ausgeschnitten
oder gebuchtet.
An diesem Blatte bemerkt ihr eine dicke, rundliche Anschwellung oder
einen Auswuchs.
Aufgabe: Stich den Auswuchs mit einer Nadel auf und beobachte,
was zum Vorschein kommt! — Beim Aufstechen erblicken wir eine weißliche,
markige Masse und in der Mitte die Larve der Wespe.
Diese Blattgeschwulst heißt Gallapfel und verdankt ihre Entstehung der
Gallwespe, welche mit ihrem Legestachel das Blatt verwundet und in die
Wunde ein oder mehrere Eier gelegt hat. Der Gallapfel ist also die Wiege
der jungen Gallwespe. Hat die junge Wespe ihr Schlößlein verlassen, so
benutzt wohl eine Spinne oder Fliege den leeren Gallapfel als Winterpalast.
Die Blüten erscheinen im Mai. Staubgefäße und Stempel sitzen ge-
trennt in besondern Blütenständen. Die Staubgesäßblüten sind geknäulte
Kätzchen von gelblich grüner Farbe. Sie enthalten viel Blütenstaub, der von
dem Winde herausgeschüttelt und aus die Stempelblüten, welche gepaart
oder zu Büscheln vereinigt in den Blattwinkeln, Blattachseln, stehen, aus-
gestreut wird. Da die Eiche ihren Blätterschmuck erst nach dem Blühen
voll und ganz entfaltet, so kann dies um so ungehinderter geschehen.
Wie heißen die Früchte der Eiche? Die Eichel ist eine länglich runde
Nuß, braun gefärbt, und sitzt mit ihrem unteren Ende in einem rauhen,
schuppigen Näpfchen.
IV. Mutzen. Der Nutzen der Eiche ist sehr groß. Das harte, dauer-
hafte Holz ihres Stammes wird als Bauholz verwendet. Aus ihm werden
Häuser, Mühlen, Schiffe und Brücken gebaut, Eisenbahnschwellen gezimmert
und mancherlei Möbel verfertigt.
Die rauhe, rissige Rinde der Eiche wird getrocknet und als Lohe von
dem Lohgerber beim Gerben des Leders benutzt.
Die Eicheln geben ein gutes Schweinefutter. Manche Leute bereiten
aus ihnen Eichelkaffee.
Mit Eichenlaub ehrt man den Sieger und schmückt man die Häuser.