Full text: Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

74 Otto I. der Große 936—973, der Erneuerer des abendl. Kaisertums. 
entstanden zum Schutz des Deutschtums zahlreiche und starke 
Burgen (z. B. Meißen); u. a. wurde auch Brandenburg 
durch ihn den Staden abgenommen. 
c) Dänen- Von den Dänen gewann er die Mark zwischen Eid er 
kämpfe, und Schlei (Schleswig — Schleibucht) wieder. 
Das Harz gebiet war so recht eigentlich die Heimat Heinrichs und seiner 
Familie. In M e m l e b e n (a. d. Unstrnt) starb er (etwa 60 Jahre alt), begraben 
"i-fW liegt er im Dom der Harzstadt Quedlinburg. Die Sage macht die 
-Vogeljagd zu seiner Lieblingsbeschäftigung (der „Finkler", der „Vogelsteller"), 
wie noch heute das Vogelstellen im Harz als Nebenerwerb getrieben wird. 
Vor seinem Tode empfahl Heinrich den Fürsten seinen 
ohn Otto zum Nachfolger, der (ohne eigentliche Wahl) 
allgemein anerkannt wurde. , 
/ Otto I. der Große 936—973, der Erneuerer des abendländischen 
Kaisertums. 
Krönung. Wie sehr das Königtum durch die kluge Politik Heinrichs an 
Macht und Ansehen gewonnen hatte, zeigte sich schon bei dem 
Krönungsfeste Ottos zu Aachen, Karls des Großen Lieb- 
lingssitz, 936. Dort verrichteten die Erzbischöfe von Mainz 
und Köln die kirchlichen Zeremonien der Salbung und 
Krönung (worauf Heinrich I. verzichtet hatte), die Herzöge 
aber dienten dem König anstelle besonderer Hofbeamten, indem 
sie die vier Erzämter des Hofes übernahmen und so als 
Kümmerer, Marschall, Mundschenk und Truchseß dem König hul- 
digten. (Marschall war Arnulf von Bayern, der die Krönung Ottos 
eben noch erlebte; 937 starb er.) 
Absichten des Otto war die Zurückhaltung seines Vaters fremd, der allzeit 
Königs, in erster Linie Herzog von Sachsen gewesen war, sich sonst aber 
mit Anerkennung seiner königlichen Würde begnügt hatte. Otto 
wollte selber im ganzen Reiche herrschen wie der- 
einst Karl der Große. Die Tätigkeit eines Sachsenherzogs 
hätte ihn dabei gehindert; er setzte daher den getreuen Hermann 
Bill un g dort gewissermaßen zu seinem Stellvertreter ein; später 
erhielt der Billunger auch wirklich den Herzogstitel, aber er war 
doch selbst dann nur ein Beamter des Königs, ein „Amtsherzog". 
Zu solchen Amtsherzögen wollte Otto aber auch die 
übrigen Herzöge machen. Das ging jedoch nicht ohne schwere 
Folge. Kämpfe ab. Als z. B. in 
Bayern 
937 Arnulf starb, wollte er dessen Sohn (Eberhard), wie es scheint, 
nur unter der Bedingung Bayern überlassen, daß der junge Herzog 
auf die Besetzung der Bistümer verzichtete. Als dieser ihm daraus- 
hin die Huldigung versagte, erhielt sein Onkel, Arnulfs Bruder
	        
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