Full text: Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt

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„Keuper" ist eine in Franken volkstümliche Bezeichnung für alle mög- 
lichen Gesteinsschichten mit einer lebhaft bunten Farbe. Die Wissenschaft 
hat ihn jedoch nur auf die Abteilung oon Gesteinen übertragen, die nach 
dem Mnschelkalk die Rinde nnserer Erde bildete. Damals hatte sich 
das Meer znrückgezogen. Der Boden unserer Heimat breitete sich teils 
flach, teils sanftgewellt bis weit nach Franken hin aus. Wenn auch^das 
Meer zunächst verschwunden war, so waren doch noch zahlreiche Seen 
nnd Tümpel vorhanden. Der tonige Boden ließ das Wasser nicht ver- 
sickern. Die Witterung jener Zeit war eine tropische. Sie ähnelte der, 
die Australien jetzt hat. Trockenen, glutheißen Sommern folgten gewaltige 
Regenzeiten. Dann führten die Ströme den Seen große Wassermengen, aber 
auch mächtige Sand- und Schlammassen zu. Die Seen waren gefüllt 
mit Muscheln nnd mit Molchfischen, die durch Kiemen oder durch 
Lungen atmeten, je nachdem sie ihren Aufenthaltsort wühlen mußten. 
In den Sümpfen lebten gewaltige Ungeheuer in Molchgestalt von der 
Größe eines Elefanten (Mastodousaurus), Sie steckten nach Art der 
Krokodile die Schnauzenspitze mit den Nasenlöchern aus dem Wasser und 
lauerten auf die bis mannesgroßen Molchfische als Beute. Eines Menschen 
Fuß betrat in jener Zeit den Boden unserer Erde noch nicht. Die Ufer 
waren dicht bewaldet mit Nadelbäume!?, ähnlich den heutigen Araukarien 
und Sagopalmen, dazwischen standen baumartige Farne und Schachtel- 
Halme. Die Laubbäume und die bnnten Blumen unserer Wälder fehlten 
ganz. Der Pslauzenmoder jener Wälder ist in Gestalt kleiner Kohlen- 
lager erhalten geblieben. Die Kohle führt den Namen Lettenkohle. Sie 
kennzeichnet in Gemeinschaft mit graugrünem Sandstein, Mergel (kalk- 
reicher Ton) und dunkelgelbem Dolomit Kohlensaurer Kalk, gemengt mit 
kohlensaurer Magnesia) den Unteren Keuper. Die Dolomitschichten sind 
reich an tierischen Resten, besonders an Muscheln. Das Meer hatte zur 
Zeit ihrer Bildung das Land wieder überschwemmt. Nun aber folgte 
eine ganz regenarme Witterung. Das wird bewiesen durch die Gips- und 
Steinsalzlager des Mittleren Keupers. Seine bunten Mergelschichten sind 
darum fast versteinerungsleer. Gleich dem Unteren Keuper enthält auch 
der Mittlere Sandsteinschichten. 
Bewässerung. Infolge seines Aufbaues ist der Steiger arm an 
Quellen. Die tonigen Schichten, die den Muschelkalkboden überziehen, 
lassen die Niederschläge uicht eiudnngen und im Innern über andern 
wasserundurchlässigen Schichten sammeln. Sie hielten und halten das 
Wasser selbst fest, wodurch sich sumpfige Stellen bildeten. Der Steiger 
besitzt zehn solcher Sümpfe. Das Dreibatzenloch am Schindleichsweg 
zwischen der neuen uud alten Arnftädterstraße ist aber wohl durch eiuen Eid¬ 
fall entstanden. Eine im Mittleren Muschelkalk lagernde Linse von Gips 
oder Steinfalz*) wurde durch eindringendes Wasser ausgelaugt. Dadurch 
entstand ein hohler Raum, in den die darüber lagernde Schicht des Oberen 
*) Versuch: Blumentopf gefüllt mit Sand und unter der Oberfläche Salz ein« 
gelagert. Das aufgeschüttete Wasser löst das Salz auf und fließt unten ab. Die 
Sanddecke bricht ein.
	        
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