— 99 —
„Keuper" ist eine in Franken volkstümliche Bezeichnung für alle mög-
lichen Gesteinsschichten mit einer lebhaft bunten Farbe. Die Wissenschaft
hat ihn jedoch nur auf die Abteilung oon Gesteinen übertragen, die nach
dem Mnschelkalk die Rinde nnserer Erde bildete. Damals hatte sich
das Meer znrückgezogen. Der Boden unserer Heimat breitete sich teils
flach, teils sanftgewellt bis weit nach Franken hin aus. Wenn auch^das
Meer zunächst verschwunden war, so waren doch noch zahlreiche Seen
nnd Tümpel vorhanden. Der tonige Boden ließ das Wasser nicht ver-
sickern. Die Witterung jener Zeit war eine tropische. Sie ähnelte der,
die Australien jetzt hat. Trockenen, glutheißen Sommern folgten gewaltige
Regenzeiten. Dann führten die Ströme den Seen große Wassermengen, aber
auch mächtige Sand- und Schlammassen zu. Die Seen waren gefüllt
mit Muscheln nnd mit Molchfischen, die durch Kiemen oder durch
Lungen atmeten, je nachdem sie ihren Aufenthaltsort wühlen mußten.
In den Sümpfen lebten gewaltige Ungeheuer in Molchgestalt von der
Größe eines Elefanten (Mastodousaurus), Sie steckten nach Art der
Krokodile die Schnauzenspitze mit den Nasenlöchern aus dem Wasser und
lauerten auf die bis mannesgroßen Molchfische als Beute. Eines Menschen
Fuß betrat in jener Zeit den Boden unserer Erde noch nicht. Die Ufer
waren dicht bewaldet mit Nadelbäume!?, ähnlich den heutigen Araukarien
und Sagopalmen, dazwischen standen baumartige Farne und Schachtel-
Halme. Die Laubbäume und die bnnten Blumen unserer Wälder fehlten
ganz. Der Pslauzenmoder jener Wälder ist in Gestalt kleiner Kohlen-
lager erhalten geblieben. Die Kohle führt den Namen Lettenkohle. Sie
kennzeichnet in Gemeinschaft mit graugrünem Sandstein, Mergel (kalk-
reicher Ton) und dunkelgelbem Dolomit Kohlensaurer Kalk, gemengt mit
kohlensaurer Magnesia) den Unteren Keuper. Die Dolomitschichten sind
reich an tierischen Resten, besonders an Muscheln. Das Meer hatte zur
Zeit ihrer Bildung das Land wieder überschwemmt. Nun aber folgte
eine ganz regenarme Witterung. Das wird bewiesen durch die Gips- und
Steinsalzlager des Mittleren Keupers. Seine bunten Mergelschichten sind
darum fast versteinerungsleer. Gleich dem Unteren Keuper enthält auch
der Mittlere Sandsteinschichten.
Bewässerung. Infolge seines Aufbaues ist der Steiger arm an
Quellen. Die tonigen Schichten, die den Muschelkalkboden überziehen,
lassen die Niederschläge uicht eiudnngen und im Innern über andern
wasserundurchlässigen Schichten sammeln. Sie hielten und halten das
Wasser selbst fest, wodurch sich sumpfige Stellen bildeten. Der Steiger
besitzt zehn solcher Sümpfe. Das Dreibatzenloch am Schindleichsweg
zwischen der neuen uud alten Arnftädterstraße ist aber wohl durch eiuen Eid¬
fall entstanden. Eine im Mittleren Muschelkalk lagernde Linse von Gips
oder Steinfalz*) wurde durch eindringendes Wasser ausgelaugt. Dadurch
entstand ein hohler Raum, in den die darüber lagernde Schicht des Oberen
*) Versuch: Blumentopf gefüllt mit Sand und unter der Oberfläche Salz ein«
gelagert. Das aufgeschüttete Wasser löst das Salz auf und fließt unten ab. Die
Sanddecke bricht ein.