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ich glaube kaum, daß jemals hier ein „Großer Gott, wir loben
dich" herzlicher und kräftiger gesungen wurde."
b) „Hohenstadt, im August 1870.
Als der Knecht eines hiesigen Wirthes gefragt wurde, ob
er auch gesonnen sei, einen kleinen Beitrag zur Unterstützung der
verwundeten deutschen Krieger zu leisten, erwiderte er: „Ich
habe, als der Krieg ausbrach, versprochen, einen preußischen
Thaler zu opfern, wenn die Deutschen siegen und die Kerls
(Franzosen) nicht herüber kommen; sie sind nicht gekommen,
deshalb hier meinen Thaler!"
Eine ledige Frauensperson übergab zu dem nämlichen
Zwecke einen wertvollen Ring, eine Gabe, wie sie von einem
Landbewohner in derartigen Fällen selten gespendet werden
dürfte."
c) Karlsruhe, 7. August 1870.
Als gestern Abend um 10 Uhr das Extrablatt der Karls¬
ruher Zeitung ausgegeben wurde, welches durch die Depesche
Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen von Preußen vom
Schlachtfelde von Wörth aus an Se. Königl. Hoheit den Gro߬
herzog die Bestätigung des Sieges bei Wörth brachte, kannte
der Jubel der Begeisterung keine Grenzen mehr. Von allen
Seiten ertönte der Ruf: „Ans Schloß! Ans Schloß!" Ge¬
sagt, gethan! Von allen Seiten strömten die Bewohner Karls¬
ruhes, Jung und Alt, Arm und Reich, ohne daß etwas vorbe¬
reitet war, von einem Gedanken beseelt, vor das Schloß. Se.
Königl. Hoheit der Großherzog war allein, ohne Begleitung
auf den Platz herausgetreten. Als er erkannt wurde, ertönten
begeisterte Hochrufe. Der Großherzog ergriff das Wort und
sprach wahrhaft herzerhebende, patriotische, echt deutsche Worte,
die in jeder Brust ein Echo fanden und zu neuen, jubelnden
Kundgebungen hinrissen.
Die Menge, welche trotz der späten Stunde schon auf meh¬
rere tausend Köpfe angewachsen war, bildete nun einen Halb¬
kreis, und stimmte Kalliwodas „Deutsches Lied" an, dem die
hohen Herrschaften, auf der Treppe des Schloßportals stehend,
(mittlerweile waren nämlich auch die Frau Großherzogin und
die Frau Pinzessin Wilhelm erschienen), zuhörten. Beim