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wohl lief derselbe am Ende so schön zusammen, als wär' er mit dem
Zirkel gemacht.
Mit Freudengeschrei ward der Frieder empfangen; im Nu saß er
ab, küßte den Hansel auf den Mund, und der König am Fenster winkt'
ihm herauf in den Saal. „Du hast," sprach er zu ihm, „dein Probstück
wohl gemacht; die Wiese ist dein. Den Hansel anbelangend, den kann ich
dir nicht wiedergeben, ich hab' ihn meiner Königin geschenkt; soll aber
dein Schaden nicht sein." Mit diesen Worten drückte er ihm ein Beutelein
in die Hand, gespickt voll Dublonen. Des war der Knabe sehr zufrieden,
zumal die Königin hinzusetzte, er möge alle Jahr zur Stadt kommen, in
ihrem Schloß vorsprechen und den Hansel besuchen. „Ja," rief der
Frieder, „und da bring' ich euch zur Kirchweih allemal ein Säcklein grüne
Nüss' vom Baum!" „Bleib' es dabei!" sagte die Königin. So schieden sie.
Der Frieder lief heim durch all das Volksgewühl und Gejubel hin¬
durch zu seinen Eltern. Der Peter hatte den Ritt von weitem heimlich
mit angesehen, und jetzt tat er in seinem Herzen ein Gelübde — ich
brauche ja wohl nicht zu sagen, worin das bestand. Genug, der Hansel
und der Frieder hatten ihm wieder auf einen grünen Zweig geholfen; er
wurde ein braver, ehrsamer Mann, dazu ein reicher, der einen noch
reicheren Sohn hinterließ. Seit dieser Zeit hat sich im ganzen Dorf kein
Mensch an einem Tier mehr versündigt.
12. Oie Regenlrucle. von cbeodor sto™.
Geschichten aus der Tonne. 5. Auflage. Berlin 1903. S. 11.
inen so heißen Sommer, wie nun vor hundert Jahren,
hat es seitdem nicht wieder gegeben. Kein Grün fast
war zu sehen; zahmes und wildes Getier lag verschmachtet
auf den Feldern.
Es war an einem Vormittag. Die Dorfstraßen
standen leer; was nur konnte, war ins Innerste der
Häuser geflüchtet; selbst die Dorfkläffer hatten sich ver¬
krochen. Nur der dicke Wiesenbauer stand breitspurig in der Torfahrt
seines stattlichen Hauses und rauchte im Schweiße seines Angesichts aus
seinem großen Meerschaumkopfe. Dabei schaute er schmunzelnd einem
mächtigen Fuder Heu entgegen, das eben von seinen Knechten auf die
Diele gefahren wurde. — Er hatte vor Jahren eine bedeutende Fläche
sumpfigen Wiesenlandes um geringen Preis erworben, und die letzten
dürren Jahre, welche auf den Feldern seiner Nachbarn das Gras ver¬
sengten, hatten ihm die Scheuern mit duftendem Heu und den Kasten
mit blanken Krontalern gefüllt.
So stand er auch jetzt und rechnete, was bei den immer steigenden
Preisen der Überschuß der Ernte für ihn einbringen könne. „Sie kriegen