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Bleierze, sowie des hier gewonnenen Thoues, der Dachschieser, des Mar-
mors und Kalksteins von großer Wichtigkeit ist. Die bedeutendsten Bäche,
welche dem Westerwald entquellen, sind: 1) die Dill. Sie hat ihre Quelle im
Hochwalde der alten Dill, im Dillborn der Gemarkung Osfdiln und durchfließt
in ihrem 11 Stunden langen Lauf den Dillkreis und deu Kreis Wetzlar, wo
sie bei der Hauptstadt dieses Kreises in die Lahn mündet. Nicht mir das
Hauptthal, sondern auch die Seitenthälchen sind angefüllt mit einer großen
Anzahl von Berg-, Hütten- und Hammerwerken. Der Bergbau ans Eisen,
Blei und Kupfer ist hier seit Jahrhunderten im Betrieb. Seit 1862 durch-
zieht eine Eisenbahn — die Dillbahn, ein Teil der Deutz-Gießener Bahn, —
dieses gesegnete Thal. An der Dill liegen die Städte: Haiger, Dillenburg
und Herborn.
2) Der Elbblich entspringt hoch oben auf dem Westerwalds und durchläuft
m südlicher Richtuug 7 Stuuden lang den fruchtbarsten Strich des Westerwaldes,
in welchem die Städte Westerburg und Hadamar liegen; sie mündet nahe bei
Limburg in die Lahn.
3) Am Gelbach (Weinährbach), welcher anch in die Lahn fließt, liegt
die Stadt Montabaur und etwas zur Seite Holzappel.
4) Die Nister, welche in nordwestlicher Richtung der Sieg zugeht, eut-
spriugt am Salzburger Kopf. An ihr liegen Emmerichenhain und Hachenburg.
5) Minder bedeutende Bäche sind die südwestlich dem Rheine zufließende
Sayn uud Wied. Erstere treibt mehrere bedeutende Eisenwerke, letztere nimmt
den fast eben so starken Holzbach auf.
An stehenden Gewässern ist der Westerwald sehr reich. Die vielen Sümpfe
sind zum Teil in Weiher und Teiche verwandelt worden; zu merken sind in
der Nähe der Wiedquelle der 1/2 Stunde lange uud 3/4 St. breite Dreifelder
Weiher und der Crumbacher Weiher mit einer schwimmenden Insel.
Der Verkehr im Westerwalds wird außer durch die Lahn- uud Dillbahn
durch gute Landstraßen unterhalten. Die Ausfuhr beschränkt sich hauptsächlich
auf Rohprodukte. Im Dillthal blüht die Eisenindustrie. Im Ensgergan, in
den Ämtern Montabaur, Walmerod, Selters, dem sogenannten Kannenbäcker-
lande, erfreut sich ein anderer Industriezweig des lebhaftesten Betriebs: es ist
die Verfertigung der irdenen Kannen und Krüge. Diese wandern meistens nach
den Brunnen Selters' und Fachingens und von hier, mit Wasser gefüllt, in alle
Welt. Größere Krüge, ja sogar Wasserrinnen, Butter-, Fleisch- uud Sauer-
krantsässer werden hier aus Thon verfertigt und von Großhändlern in nnge-
heurer Zahl, besonders nach den südlichen Ländern, ausgeführt, weil die Waren
gerade in solchen Gesäßen vor Hitze gut bewahrt sind und keinerlei Beigeschmack
annehmen. In neuerer Zeit weiß man auch saubere Trinkkrüge, bayerische Bier-
töpfchen, Becher, Blumen und Ornamente aus dem schmutzigen Thon zu ver-
fertigen uud so das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden. Weit über
300 000 J6. werden jährlich durch diese Industrie in obige Gegend gebracht.
Ter Taunus. Während der Westerwald von den Ufern des Rheins,
der Lahn und der Sieg terrassenartig aufsteigt, erhebt sich der Taunus aus der
Ebene der Wetterau und geht in seinem Hanptznge in südwestlicher Richtung
bis au den Rhein. Von der Wetterau im Osten, von der Mainebene und dem
von Mainz bis Bingen in westlicher Richtung fließenden Rhein im Süden, von