Full text: Provinz Pommern (Teil 2)

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werdeil nun mit ins Tal genonimen. Bleiben sie ruhig auf der Oberfläche liegen, so 
fallen sie schließlich da zu Boden, wo das Eis schmilzt. An der Stelle häufen sich 
deshalb mächtige Steinhaufen auf, die man als Endwall oder Endmoräne bezeichnet. 
Die meisten Steine aber geraten bei ihrer Wanderung zwischen das Eis und werden 
hier zerdrückt und zerrieben. Zuletzt bleibt von ihnen nichts weiter übrig^als seiner 
Sand oder Steinmehl. Sand und Erde sind aber schwerer als Eis. Sie werden 
darum im Eise immer tieser sinken. Je mehr Steine zerrieben werden, desto mehr 
Steinmehl sammelt sich in dem Bett des Gletschers. Schließlich wird diese aus Stein- 
Niehl und Eis gemischte Schlammschicht so schwer, daß das Eis sie nicht mehr fort- 
schieben kann. Dann bleibt sie liegen. Der Gletscher geht darüber hinweg nud poliert 
sie ganz eben. Man nennt sie die Grundmoräne. Da wo das Eis längere Zeit still 
steht, wird schließlich ein Berg aufgetürmt werden, auf welchem und in welchem die 
großen Steiubiöcke liegen bleiben. — Der ganze pommersche Erdboden, so behaupten die 
Gelehrten, ist aus eben diese Weise von Gletschern aufgeschüttet worden. Wo der 
Gletscher gleichmäßig weiter wanderte, baute er die großen, fruchtbaren Ebenen unserer 
Heimat. Wo er ab und zu Halt machte, entstanden Hügel und Berge, und wo die 
vielen Steinblöcke zu finden sind, da war seinerzeit das Ende des Gletschers. Die 
aufgeschüttete Schicht (Diluvium) ist nicht überall gleich dick. Sie liegt auf älteren 
Erd- oder Gesteinschichten, wie sie an anderen Stellen zu Tage treten. Die mäch- 
tigen Steinblöcke, die man als Wandersteine oder als erratische oder Findlingsblöcke be- 
zeichnet, sind ans dem Rücken des Eises ans Skandinavien zu uns gekommen. Daß 
sie von dort stammen, erkennt man auch an den Steinen selbst. Sie enthalten die- 
selben Stoffe, aus denen die großen skandinavischen Gebirge aufgetürmt sind. — 
Wie lange das Eis die Länder bedeckte, kann keiner wissen. Endlich aber ist es doch 
wieder weggeschmolzen. Da gab es denn eine Menge Wasser. Nach Süden konnte 
dasselbe nicht abfließen, weil die hohen Berge im Wege standen. Also mußte er am 
Rande des Eises nach Westen seinen Weg nehmen. Es spülte sich hier breite tiefe Täler. 
Ein solches Tal verlief in der Richtung Thorn-Eberswalde. Dies Tal war eigentlich ein 
gewaltiger See. In ihn strömte fast alles Wasser, welches heute in die Ostsee fließt. 
Von Osten fa:u das Wasser der Weichsel, von Südosten das der Oder und von Norden 
das Schmelzwasser des Eises. Seinen Abfluß hatte dies Wasserbecken bei Eberswalde 
nach Westen hinweg. Das Tal, in welchem die Oder heute fließt, war auch damals 
schon da. Aber den Zugaug zu demselben sperrte das Eis. Selbst als das Eis sich 
zurückgezogen hatte bis etwa in die Richtung von Pienzlau, Peucun, Pyritz, nahm das 
Schmelzwasser durch die Täler der Randow, Welse, Oder seinen Weg nach Süden. 
Erst als das Eis sich allmählich — hier und da noch Halt machend — bis auf die 
Linie von Plathe-Demmin zurückgezogen hatte, da stürzten die Wasser durch die Senke 
des Odertales herein, stauten sich am Eise und bildeten einen gewaltigen See. Der 
letzte Rest davon ist das Stettiner Haff. In diesen See strömten auch die Wasser, 
welche von dem Höhenzuge herabeilten. Dabei nahmen auch sie ihren Weg von Osten 
nach Westen am Eise entlang. Ging das Eis rückwärts, so suchten sich die Flüßchen 
einen Weg von Süden nach Norden, bis sie wieder den Eisrand erreichen. Durch ganz 
Hinterpommern haben sie dadurch ein Tal ausgewaschen, das man das Pommersche 
Urstromtal nennt. Einzelne Bergzüge freilich gingen und gehen quer durch das Tal 
z. B. von Pollnow nach Varzin, von Gr. Rambin nach Belgard zu. 
Hinter diesen Querriegeln staute sich das Wasser zu einem See, bis es über den 
Bergzug fortfließen konnte. Das Urstromtal in Hinterpommern bestand demnach aus 
3 Stromstücken und 2 Stauseen und mündete in den großen Haffstausee. Ans dem- 
selben strömten die Wasser durch das mecklenburgisch-pommersche Grenztal, in welches 
sie bei dem Städtchen Friedland eintraten. Später benutzten sie das Peenetal und dann 
wieder das Grenztal. In der darauffolgenden Zeit nahmen sie ihren Weg durch den 
Strelasund, und erst als das Eis sich noch weiter nach Norden zurückgezogen hatte, er- 
gössen sie sich in die heutige Ostsee. 
Aus der Eiszeit stammen auch die vielen Seen. Freilich ist heute kaum noch der 
4. Teil der Seen vorhanden. Alle übrigen sind vernichtet worden durch die Pflanzen, 
die langsam, aber unaufhörlich und sicher an diesem Zerstörungswerk weiter arbeiten.
	        
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