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und wollte sie gerne zur Gemahlin haben. Eines Tages machte 
er sich daher auf nach Schloß Hammerstein und bat den Herrn 
von Kettler um die Hand seiner Tochter Mechthilde. Der Vater 
wollte die zarte Jungfrau dem rauhen, wilden Ritter nicht an- 
vertrauen und gab dem Freier eine abschlägige Antwort. Der 
aber stieß drohende Worte aus und kehrte voll Ingrimm auf 
seine Burg zurück. Er sammelte seine Kriegsgesellen und be- 
lagerte die Burg Hammerstein, um die Jungfrau zu rauben. Er 
wurde aber zurückgeschlagen. Da der Vater fürchtete, daß der 
wilde Ritter nicht ruhen würde, bis er sein Ziel erreicht hätte, 
so brachte er seine Tochter in das Kloster zu Gräfrath und ließ 
sie Nonne werden. 
Aber Wolfgang von Kronenburg gab sich auch jetzt noch 
nicht zufrieden. Er sann einen Plan aus, wie er die Jungfrau 
in seine Gewalt bekommen könnte. Eines Tages gingen die 
Nonnen von Gräfrath in einer Prozession in den Wald. Wolf- 
gang von Kronenburg hatte davon gehört und hielt sich mit 
seinen Spießgesellen im Dickicht des Waldes versteckt. Die Jung- 
srauen gingen, fromme Lieder singend, nichts ahnend, dahin. Da 
mit einem Male brachen die Raubgesellen aus dem Dickicht 
hervor. Eine unbeschreibliche Verwirrung entstand unter den 
andächtigen Nonnen. Wolfgang aber hob die zitternde Mecht- 
Hilde auf sein Roß und jagte mit seiner Beute und seinen Kriegs- 
knechten davon. Der Klostervogt eilte mit seinen Knechten dem 
frechen Räuber nach und holte ihn am Ufer der Wupper ein. 
Als Wolfgang merkte, daß die Verfolger ihm dicht auf den 
Fersen waren, gab er die geraubte Jungsrau einem seiner Spieß- 
gesellen, damit er sie nach der Kronenburg in Sicherheit bringe. 
Er selbst riß sein Pferd herum, jagte seinen Verfolgern entgegen 
und schlug den Klostervogt mit seinem Schwerte nieder. Die 
Begleiter dieses wackeren Manne? ergriffen feige die Flucht. 
Der Nonnenräuber ritt nach seiner Burg und machte Mechthilde 
zu seiner Gemahlin. 
Die Äbtissin des Klosters von Gräfrath wollte den Frevel 
nicht ungerächt lassen und verklagte den Räuber bei dem Bischof 
von Köln, unter dessen Schutz ihr Kloster stand. Der Bischof 
sprach den Kirchenbann über den Ritter von Kronenburg aus. 
Der aber verhöhnte ihn und weigerte sich, Buße zu tun. Seine 
Burg wurde von dem Bischof und seinen Kriegsknechten belagert, 
aber hinter seinen Mauern trotzte Wolfgang den Angriffen der 
Feinde. Sie zogen endlich ab.
	        
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