Full text: Jütting und Webers Anschauungsunterricht und Heimatkunde für das erste bis dritte (bezw. vierte) Schuljahr

zuzusehen. Venn jede Familie weiß, daß wir nie fehlen, wo wir etwas 
lernen können. 5o ziehen wir alle hin, kommen allerdings einige Minuten 
zu spät, denn das Schwein liegt bereits im Brühtroge, wo es mit kochendem 
Wasser ringsum Übergossen wird. Infolgedessen lassen sich die haare leicht 
abschaben. Die größeren von ihnen (Schweinsborsten) kann der Bürsten¬ 
binder verwenden, die kleineren werden weggeworfen. Nachdem das Schwein 
herausgenommen und außen noch gründlich gesäubert worden ist, wird 
es an einer Leiter aufgehängt. Das geschieht mittels eines Bügels, der 
an den Fersengelenken eingesteckt wird. Nun kann es der Fleischer auf- 
schneiden und dann die Eingeweide herausnehmen. Die kommen in ver- 
schiedene Fässer, wo sie gewaschen werden. Einige von diesen Eingeweiden 
(herz, Lunge) werden mit gewissen Fleischstücken vom Kopf, hals usw. 
in einen großen Kessel gebracht, wo sie kochen müssen (Wellfleisch). Die 
Därme werden mit Salz eingerieben und mehrmals gründlich gesäubert. 
Unterdessen ist das Wellfleisch „gar" geworden, und Herzogs können nun 
frühstücken, Wir aber haben nun acht zu geben, wie das Wurstmachen 
erfolgt. Die fertigen Würste kommen dann in den Kessel. fluch sie müssen 
eine Zeitlang kochen. Wenn sie fertig sind, dann gibt es Wurstbrühe. Wer 
will, darf welche trinken. Nun wird noch das übrige zerteilt, etwas wird 
zum Schweinebraten zurückbehalten- die andern Teile, besonders die Speck- 
feiten und die Schinken, kommen in das große pökelfaß, und damit ist das 
Schlachtfest, soweit es uns angeht, vorbei. 
Wir danken Herzogs bestens für die Gelegenheit, unsere Kenntnisse zu 
bereichern, wünschen ,,frohe Feirige", verabschieden uns und werden sicher¬ 
lich dieses Erlebnis so bald nicht vergessen. 
85. Ver Mischer. 
Beim Fleischer sind schon alle Kinder gewesen. Sie haben für die Mutter 
dreiviertel Pfund Rindfleisch geholt und gesagt: Bitte, ein Stückchen Huer- 
rippe! Die HTutter selbst hat einmal ein Stück Kalbfleisch mitgenommen, 
als das Kind dabei war, und damals ein Kotelettstück verlangt. Schöps? 
Keulen haben die Kinder auch schon selbst gesehen, und von Schweinslendchen 
wiederum hat ihnen die Ntutter erzählt. Dazu kommt Talg, Schmer, Speck, 
Flecke, Gekröse usw. So merken sie bereits, daß jedes Stück Fleisch seinen 
besonderen Namen hat, nicht nur nach dem Tiere, sondern auch von der 
besonderen Stelle, wo es der Fleischer abschneidet. Und das hat seinen 
guten Grund. Denn die verschiedenen Fleischstücke haben verschiedene Eigen- 
schaften: Eins ist fetter, das andere magerer,' eins kocht schneller weich, 
das andere braucht längere Zeit' eins ist saftiger, das andere fester,' -eins 
eignet sich mehr zum Kochen, das andere mehr zum Braten usf. Das alles
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.