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bedenkt, daß der Gradient 5 auf dem Lande schon stärksten Sturm
bedeutet. Die Wirkung der Wirbelstürme ist oft furchtbar. Fast
nichts widersteht ihrer rasenden Wut. Wälder werden vernichtet,
selbst massive Gebäude zerstört und die Meeresfluten in uner-
harter Weife aufgewühlt. Bei einer Cyklone, die am 1. November
1876 _ über das Brahmaputradelta zog, gingen allein durch die
vou ihr verursachte Sturmflut 100000 Menschen zu Grunde. Die
Wirbelstürme fehlen in der äquatorialen Zone. Sie suchen vor-
zugsweise das Gebiet zwischen dem 10. und 30. Grad heim.
In den chinesischen Gewässern kennt man sie als Taifune („Iltis-
Untergang!), in Nordamerika als Tornados und im nord-
atlantischen Tropenmeer als Hurrikans.*) — Wirbelstürme
von sehr kleinem Umsang verursachen die Sand- und die
Wasserhosen oder Tromben, in denen gewaltige Massen
von Sand oder Wasser emporgewirbelt werden.
0. 4vasserdampf und Niederschläge.
1. Der Wcrsserdcrmpf in der Atmosphäre.
In der Lust ist beständig Wasserdampf enthalten. Es bildet
ein Gemengeteil der Atmosphäre gleich dem Sauerstoff und dem
Stickstoff. Während aber diese Gase immer in bestimmtem, sich
ziemlich gleich bleibendem Verhältnisse in der Luft vorkommen, ist
deren Gehalt an Wasserdampf großen Schwankungen unterworfen.
Der Wasserdampf gelangt durch die Verdunstung von Wasser
in die Atmosphäre. Es verdunsten beständig ungeheure Mengen
von Wasser auf der Erdoberfläche, vor allem auf den großen
Weltmeeren, aber auch auf den Seen, Flüssen und dem Lande,
namentlich wenn letzteres eine dichte Pflanzendecke trägt. Auch
Schnee und Eis sind der Verdunstung ausgesetzt und können
unter Umständen durch sie ganz verschwinden, ohne daß ein
Schmelzen stattfindet. Die Verdunstung geschieht bei jeder Tem-
peratur; sie nimmt aber mit der Erwärmung der Luft erheblich
zu und ist deshalb am Tage größer als in der Nacht, im Sommer
beträchtlicher als im Winter. — Der Wasserdampf wiegt noch
nicht 2/z so viel als die Luft. Daher durchdringt er diese, ver-
mindert ihr Gewicht und übt nach allen Richtungen hin einen
Druck auf die Luftteilcheu aus. Dieser wächst mit der Menge
des Wasserdampfes, aber nicht unbegrenzt. Hat er ein bestimmtes
— nach der jeweiligen Lufttemperatur verschiedenes — Maximum
erreicht, so hört die Aufnahmefähigkeit der Luft für Wasserdampf
auf. Die Luft ist daun mit Wasserdampf gesättigt. Der
Sättigungszustand ist von der Luftwärme abhängig. Steigt diese,
so kann die Luft wieder Dampf aufnehmen, bis sie von neuem
*) Sprich: harrikäns.