Full text: Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit (Teil 2)

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seinem Volke nach Italien zu ziehen und Odoaker zu stürzen. Gern 
gewährte mau die Bitte. Der gewaltige Strom des Gotenvolkes wälzte 
sich nun (488) mit Habe und Herden durch das Moravathal zur 
Donau, dann durch das Sau- und Dranthal nach der Poebene hinüber. 
Odoaker erlag in mehreren Schlachten. Theodorich unterwarf bald 
die ganze Halbinsel, entriß den Vandalen Sizilien und ließ sich zum 
König von Italien ausrufen (493—526). Seine Residenz war 
Ravenna. Seine Herrschaft ist für die von unaufhörlichen Plünderungs¬ 
zügen schwer heimgesuchten Italiker eine Erholung gewesen: Ackerbau 
und Gewerbe blühten wieder auf, Gerechtigkeit und religiöse Duldung 
wurden gepflegt. Triumphierend zog Theodorich in Rom ein (500); 
ein halbes Jahr blieb er dort und verwandte große Summen auf die 
Herstellung alter Bauwerke. Es folgte ihm seine Tochter Amalaswintha. 
(Justinian I.) Kaiser von Ostrom war zu ihrer Zeit Justinian I. 
Er hat sich durch die Zusammenstellung alter Rechtsgebrüuche und 
Gesetze (Corpus jnris) berühmt gemacht. Auch brachten unter seiner 
Regieruug persische Mönche zuerst Eier des Seidenwurms nach Griechen¬ 
land und legten dadurch den Grund zum Seidenban in Europa. 
Justinian schmückte seine Hauptstadt durch prachtvolle Kirchen, besonders 
baute er die Sophienkirche, die schon wiederholt niedergebrannt war, 
mit ungewöhnlichem Prunk auf. 
Von den gefährlichen Nachbarn im Osten, den Persern, hatte 
Justinian den Frieden erkauft; als er aber hörte, daß der Vandale 
Gelimer den König Hitberich entthront hatte, weil dieser die Katholiken 
begünstigte und dadurch das ariauische Volk beleidigte, glaubte er dem 
Vandalenreiche eiu Ende machen zu können. Er sandte seinen Feld¬ 
herrn Belisar mit einer ansehnlichen Flotte nach Afrika; Gelimer 
wurde geschlagen und mußte im Triumphzuge des Siegers die Straßen 
Konstantinopels durchschreiten (534). Die gefangenen Vandalen wurden 
an der persischen Grenze angesiedelt. 
Nach diesem Erfolge wandte sich Justinian gegen das Ostgoten¬ 
reich in Italien. Belisar und Narses, seine Feldherrn, besiegten 
die Könige Vitiges, Totila und Teja in einem 17 Jahre langen 
Kriege; am Vesuv erfolgte die letzte große Entscheidungsschlacht, in 
der Teja und die meisten der tapferen Goten fielen. Den Übrigen 
gewährte Narses freien Abzug: sie zogen sich in die Thäler der 
rhätifchen und norischen Gebirge zurück (552). Italien war nun eine 
Provinz Ostroms. Ravenna blieb der Sitz des Statthalters. Es 
war von den Goten stattlich aufgebaut und der Hafen wohl befestigt. 
Ein prächtiges Grabmal (Rundbau) hatten sie dem Theodorich errichtet,
	        
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