25. Maria II. da Gloria in Portugal.
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rung. Die unter dem Eindrücke der Furcht vor einem Kriege mit
England im Jahre 1840 vollzogenen Neuwahlen hatten in den Cortes
den Cartisten — den Anhängern der Carta Dom Pedro's — die
Majorität verschafft. Am 19. Januar 1842 kam es in Porto zu
einem neuen Aufstande, dem sich nicht nur die Municipalität von
Lissabon anschloß, sondern dessen Seele sogar der im Amte befindliche
Justiz-Minister, Antonio Bernardo da Costa Cabral war und
welcher am 7. Februar des genannten Jahres mit Wiederherstellung
der Carta de ley endete.
Nun bildeten der treueste Anhänger dieser Verfassung, der für
seine gewichtigen Dienste zum Herzog von Terceira erhobene Mar¬
schall Villaflor, und Costa Cabral, das Haupt der cartistischen Frei¬
maurer, ein neues Ministerium. Der letztere, ein Mann voll That-
kraft und Muth, nahm in demselben das Portefeuille des Innern
und faßte mit energischer Hand das Staatsruder. Er hatte vor,
mit aller Strenge auf Unterdrückung des unglückseligen Parteiwesens
hinzuarbeiten und dadurch den von politischen Stürmen umtobten
Thron dauerhaft zu befestigen. Aber seine Strenge artete in un-
constitutionelle Willkür aus, und überdies drückte er das Land durch
Erhöhung von Steuern und Abgaben, ohne die verzweifelte Finanz¬
lage desselben zu verbessern.
So brach denn endlich nach zwei Jahren, im Frühjahre 1846,
in der Provinz Minho eine abermalige Revolte aus, welche sich
diesmal schnell über die nördlichen Landestheile verbreitete, von der
Negierung nicht mehr bewältigt werden konnte und am 17. Mai den
Rücktritt des Ministers erzwang.
Als die Monarchin im October den damals bei allen Parteien
mißliebigen Marschall Saldanha, welcher eben von seinem Gesandt¬
schafts-Posten zu Wien heimkehrte, an die Spitze des Cabinettes
stellte, bildeten sich überall Juntas, welche die Regierung bedrohten;
die Armee sammt ihren Führern spaltete sich, um für oder gegen die¬
selbe zu kämpfen, und die Aufständischen marschirten unter dem Gra¬
fen das Antas und dem aus Spanien zurückgekehrten Bomfim gegen
die Hauptstadt. Lissabon blieb zwar durch die Niederlage, welche
ihnen Saldanha am 22. December 1846 bei Torres Vedras bei¬
brachte, von ihren Unternehmungen verschont; Porto, den Schauplatz
der Revolution, zu nehmen, war jedoch der Marschall nicht im Stande.
Die Revolution verbreitete sich vielmehr jetzt auch nach den Süd¬
provinzen, überzog Algarbien und ergriff im Frühjahre 1847 sogar
die Azoren. Die Königin war genöthigt, nach dem äußersten Mittel
in der Roth zu greifen, nach der Intervention der Mächte, mit wel¬
chen Portugal die Quadruple-Allianz geschlossen hatte. Eine solche
fand auch Statt. England sandte ein Geschwader zu Hülfe, Spa¬
nien stellte ein Hülss-Corps unter den Generälen Lersundi und
Concha. Der Aufstand wurde allmählich bezwungen und zog sich
vor den nachrückenden Truppen in immer engeren Kreisen um seinen
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