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So schreitet die Moorbildung langsam aber unaufhaltsam vorwärts; die Wasserfläche wird
kleiner und kleiner, bis schließlich nur noch eine runde Öffnung, gleichsam das brechende
Auge des einst so lustigen Sees, übrig bleibt. Endlich ist auch dieses geschlossen und jede
Erinnerung an den See verschwunden. Bis da unten aber die Moosdecke mit dem Moor-
schlämm zusammengewachsen ist. vergeht noch manches Jahrhundert. — Je nachdem das
Wasser mehr oder weniger seicht mar, sind die Moore mehr oder weniger mächtig. Die
Mehrzahl ist 1 bis 3 bis 6 m tief, andere reichen aber auch über 20 m hinab. — Man
unterscheidet Hoch- und Niederuugsmoore, auf deren besondere Merkmale hier aber
uicht näher eingegangen werden soll. Fast alle Moore Westdeutschlands (Bourtanger
Moor ?c.) sind Hochmoore. Lagen Moore so, daß sie von höheren Gegenden her mit
Sand und Erde bei Regengüssen überschwemmt werden konnten, so wurden sie im Laufe
der Jahrhunderte begraben und iu Braunkohlenlager umgewandelt. (Siehe auch Abschnitt
über Entstehung der Steinkohlenlager S. 113.)
3. Die Flüsse des westlichen Tieflandes.
Die Ems kommt vom Teutoburger Wald und gehört in ihrem Ober¬
lauf dem Münsterland an (S. 148). In ihrem weiteren Verlauf hält sie
sich nahe der Grenze. Sie trennt das Bourtanger Moor vom Saterland, ohne
jedoch von ihnen berührt zu werden. Teils in ihr, teils neben ihr wird zur
Zeit ein bedeutsamer Kanal [Dortmund-Ems-Kanal) gebaut, der dem JRuhr-
kohlengebiet einen Seeiveg eröffnen soll Das Mündungsgebiet der Ems gehört
einer Depression, d. h. einer Senkung unter dem Meeresspiegel an, die bei
Sturmfluten wiederholt unter Wasser gesetzt wurde. Am Dollart, in den die
Ems mündet, liegt Emden ©. — An der ITase liegt Osnabrück.
Die Weser hält sich von Minden an (die Strecke bis dahin s. Weser¬
bergland S. 150) zunächst nordnordöstlich. (Vergl. die Elbstrecke Magdeburg-
Havelmündung.) Bei der Allermündung nimmt sie die Richtung dieses Neben¬
flusses an [Nordwest), um dann bei der Huntemündung nach Norden um¬
zubiegen. — An der nordivestlichen Strecke liegt Bremen D.L) — An der
Aller kennen wir bereits Celle ©. An der ITunte liegt Oldenburg A, die
Hauptstadt des gleichnamigen GroJ'sherzogtums. (Uber die Bedeutung der
Weser für die Schiffahrt s. S. 35.)
Uberblicken wir zum Schlufs noch einmal die Siedelungen des west¬
lichen Tieflandes, so ergiebt sich folgendes: Die wenigen Städte fliehen das
weite Binnenland und finden sich überwiegend an der Küste, die zugleich
das Gebiet der Marsch ist [Emden, Wilhelmshaven, Bremerhaven, Geeste¬
münde). {Grund!) Die gröfste Stadt (Bremen) ist jedoch im Binnenland,
ziemlich im Centrum des weiten Gebietes entstanden. [Grund!) Aufser ihr
finden sich im Binnenland nur noch drei gröfsere Städte, Oldenburg, Lüne¬
burg, Celle.
J) Vor Zeiten lag hier mitten im Sumpfland eine schmale Düne, wie sie die
Weser von der Aller an mehrfach begleiten. Diese „Brim" (^schmaler Rand, vergl.
verbrämen) wählten sich britische Missionare als Niederlassung und legten damit den
Grund zum heutigen Bremen. Infolge ihrer günstigen Lage an einem zur Nordsee
gehenden Hauptfluß hat die Stadt sich zum zweitwichtigsten Handelsplatz Deutschlands ent-
wickelt. Als man die Schisse immer größer baute, so daß die tiefgehenden Seeschiffe nicht
mehr bis Bremen hinauf kommen konnten, bauten die Bremer an der Mündung der
Weser auf einem von Hannover gekauften Gebiet Bremerhaven. Unmittelbar daneben
gründete die Hannoversche Regierung später Geestemünde.