Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde

Südamerika. 
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Bergen herabgeschwemmt, und fast überall in den Umgebungen der Stadt 
starren jetzt kahle Felsenmassen empor. Für den Mangel an schattigem 
Grün entschädigt jedoch die Großartigkeit der Rundsicht. Auf der einen 
Seite hat man'das unendliche Meer, auf der anderen die hohen Gebirge, 
die ihre schneebedeckten Häupter in die Wolken strecken. Auf dem schmalen 
Küstensaume hat die Stadt nicht Raum genug, um ihre bedeutende Be¬ 
völkerung (100 000 E.) wohnlich unterzubringen, und man hat deshalb 
ihre Straßen terrassenförmig an den ziemlich steilen Bergabhängen hinauf- 
gebaut. Dennoch hat Valparaiso wegen seines trefflichen Hafens den 
ganzen Handel von Chile an sich gezogen; mit der Hauptstadt Santiago 
ist es durch eine großartig angelegte Gebirgßeisenbahn verbunden. — 2) In 
Valparaiso hat das deutsche Wesen eine höhere Bedeutung gewonnen, als 
irgendwo in Südamerika. In allen Hauptstraßen findet man Firmaschilder 
von Kausleuten und Handwerkern mit deutschen Namen. Hier ist es eine 
Ehre, eine Empfehlung, ein Deutscher zu sein. Hier wird der Hand- 
werker nie vergessen, der Bezeichnung seiner Werkstatt den ehrenden Znsatz 
alemanna hinzuzufügen, und überall sieht man deshalb an den Häusern 
Firmenschilder mit der Bezeichnung: deutsche Tischlerei, deutsche Schneider- 
und Schusterwerkstatt, deutsche Bierbrauerei und ähnliches. Und was die 
Deutschen hier noch besonders ziert, das ist, daß sie in der Fremde als 
Landsleute eng zusammenhalten. Es hat sich eine selbständige deutsche 
Gemeinde herausgebildet, deren vorzüglichstes Streben es ist, deutsche 
Sitte und Sprache zu erhalten. Hilfsbedürftige Landsleute werden durch 
einen deutschen Wohlthätigkeitsverein unterstützt; ein deutscher 
Handwerkerverein und ein Arbeiterbildungsverein sorgen für 
die Bildung auch der Unbemittelteren. Schon seit 1857 besitzt die deutsche 
Gemeinde auch eine öffentliche Schule, an der nur Deutsche als Lehrer 
angestellt sind. Sie ist nach dem Muster der deutschen Realschulen angelegt 
und erfreut sich eines so wohlbegründeten Rufes, daß sie selbst von der 
chilenischen Regierung als Muster für ihre eigenen Schulanstalten anerkannt 
wird. Nach dem „Bazar." 
12. Die Pescheräh. 
1. Ihre Stammeseigentümlichkeiten. 2. Ihre Art zu leben. 
1) Die Pescheräh sind von kleiner Statur mit unproportionierten Glied- 
maßen und zottigem Haar, häßlicher Gesichtsbildung und schmutzigbrauner 
Hautfarbe. Ihrer geringen körperlichen EntWickelung entspricht ihre geistige 
Art, die sich besonders in der Sprache zu erkennen giebt; sie soll als die 
ärmste, die man kennt, kaum einige hundert deutlich von einander zu 
unterscheidende Worte zählen. Als Ergänzung der fehlenden bedienen sie 
sich unartikulierter Laute, die mit Schnarren, Zischen oder Brummen Ähn- 
lichkeit haben. — 2) Die Kleidung, aus Fellen und groben Geweben bestehend, 
schützt sie nur kümmerlich vor Sturm und Regen, die den größten Teil 
des Jahres das Felsgeklipp des Feuerlandes umtosen. Als Wohnungen 
dienen ihnen Gruben, die mit kurzen Hölzern, Steinen und Erde dach- 
förmig überdeckt sind. Torf und trockenes Moos geben ein qualmendes 
Feuer, um das sie bei rauher Witterung im Kreise hocken. Die einzige 
Zierde der männlichen Pescheräh sind ihre Harpunen, Bogen und Pfeile, 
die sie teils aus den Zähnen und Rippen des Walrosses, teils aus dem 
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