Die Flavier und die Adoptivkaiser.
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regierte. Er nahm den Trajauus, der aus einer italischen Niederlassung
in Spanien stammte, an Sohnes Statt an und bestimmte ihn zum Nach-
folger. Die Annahme an Kindes Statt blieb nun in dem ganzen Zeit-
abschnitt als Grundsatz für die Thronfolge in Geltung. Durch Trajan
erhielt das Reich seine größte Ausdehnung, indem er Dazien eroberte und
zur Provinz machte. Zur Erinnerung daran errichtete er in Rom eine
Riesensäule, auf der seine Kriegstaten durch ein fortlaufendes Band erhabener
Bildwerke dargestellt waren. Gegen das Christentum, das er für einen fchäd-
liehen Aberglauben hielt, erließ er Verordnungen.
Zu den Freunden des Kaisers gehörten der Geschichtschreiber Taeitus
und der jüngere Plinius, von dem eine Anzahl Briefe und eine Lobrede
auf Trajan erhalten sind27).
Kaiser Hadrianus, ein Landsmann Trojans, war sein Gesinnungs¬
genosse in der Hochschätzung literarischer Bildung und der Fürsorge für das
Reich. Er durchwanderte selbst die Provinzen, um überall die richtigen Anord¬
nungen treffen zu können. In Rom erbaute er sich ein riesiges Grabmal.
Es war ein Rundbau, auf dessen Spitze ein Viergespann mit der Riesen-
bildsüule Hadrians stand; später ist es von den Päpsten in ein Kastell, die
„Engelsburg", umgewandelt worden. In Thrazien gründete er Adrianopel,
auf den Trümmern von Jerusalem eine Kolonie mit einem Tempel des Jupiter.
Dies erregte einen Aufstand der Juden, der erst nach dreijährigem, hart¬
näckigem Kampfe unterdrückt wurde. Im übrigen erfreute sich das Reich
einer ungestörten Ruhe, auch unter Hadrians Nachfolger Antoninns, der
Pius zubenannt wurde wegen seiner „kindlichen Ergebenheit" gegen
Hadrian, dessen Vergötterung er im Senat durchsetzte.
Dagegen war die zwanzigjährige Regierungszeit des Markus Aurelius
von Kriegen erfüllt. Die Parther, die in Syrien eingefallen waren, wurden
mit Glück bekämpft. Schwieriger warder Markomannenkrieg (166—180),
den der Kaiser selbst führte. Die Markomannen und andere germanische
Stämme überschritten die Donau und dehnten ihre Streifzüge bis über die
Alpen aus. Nur mit großer Anstrengung konnte sie der Kaiser zurück-
drängen. Nachdem er 180 in Vindobona gestorben war, bewilligte sein Sohn 180,
und Nachfolger den Markomannen einen jährlichen Tribut.
Mark Aurel war stoischer Philosoph und Verfasser von griechisch ge-
schriebenen „Selbstbetrachtungen". Christenverfolgungen ließ er zu nach
Maßgabe der Verfügung Trajans.
3. Zustände im Römischen Reiche. Die Einigung der Mittelmeerbewohner
zu einem Weltreiche wirkte ausgleichend auf die Stände und die Völker.
Die Zahl der Sklaven nahm ab, da die seltenen Kriege nur wenig neue
Gefangene lieferten und Kaiser und Statthalter, um sich treue Anhänger zu
verschaffen, zahlreiche Freilassungen vornahmen. Ihr Los milderte sich, als
Hadrian den Herren verbot, sie zn mißhandeln und zu töten. Das