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Uli unverzüglich zurückzugeben. Als indes dieser Vertrag im Dome
von St. Peter seine feierliche Bestätigung erhalten sollte, er¬
hoben die anwesenden Bischöfe so heftigen Widerspruch, daß
dre Verhandlung nicht zu Ende geführt werden konnte; und
als Heinrich trotzdem die sofortige Vornahme der Krönung ver¬
langte und Paschalis dieselbe verweigerte, ließ der König den
Papst samt seinen Kardinälen am Hochaltar verhaften und zog
einige Tage später mit den Gefangenen aus der im Aufruhr
befindlichen Tiberstadt ab. Zwei Mouate lang wurde der greise
Kirchenfürst von Ort zu Ort geschleppt, da endlich bequemte
er sich zu einem neuen Vergleiche, nach welchem der König das
Recht haben sollte, die frei und ohne Bestechung oder Drohung
gewählten Bischöfe und Äbte mit Ring und Stab zu belehnen.
Nun eilte Heinrich mit dem Papste wiederum nach Rom, wo
er alsbald mit der Kaiserkrone und den Abzeichen der Pa¬
tricierwürde geschmückt wurde, um dann nach kurzem Aufent¬
halt den Rückweg über die Alpen anzutreten. Kaum war er
indes nach Deutschland heimgekehrt, als Paschalis den eben
abgeschlossenen Vertrag durch eine nach dem Lateran berufene
Synode für erzwungen und darum ungiltig erklären ließ und
es sogar gestattete, daß sein Legat in Gallien die Laieninvestitur
als ketzerisch verdammte und Heinrich als einen „zweiten Judas"
mit dem Banne belegte. Dem letzteren mußte diese iteue
Feindseligkeit sehr zur Unzeit kommen, denn infolge seiner etwas
rücksichtslosen Eingriffe in die ($rf>Verhältnisse einiger Fürsten¬
häuser erhoben gerade damals Herzog Lothar von Sachsen,
Pfalzgraf Siegfried bei Rhein, Landgraf Ludwig „der
Springer" von Thüringen und andere angesehene Große
die Waffen wider ihn. Zwar gelang es dem Kaiser, durch
einen Sieg, den sein Feldherr Graf Hoyer von Mansfeld
bei Warnstädt unweit Quedlinburg errang, den gegnerischen
Bund wieder zu sprengen; doch die Härte, mit der er die
Überwundenen behandelte, veranlaßte bald einen zweiten Bürger¬
krieg, in welchem Hoyer von Mansfeld in der Schlacht am
1115 Welfesholze bei Eisleben durch Wiprecht von Groitsch
Niederlage und Tod fand. Dessenungeachtet wagte es Heinrich,
Deutschland jetzt zu verlassen und abermals nach Italien zu
ziehen, wo er die Mathilde'schen Güter, deren Herrin ein
nie Jahr zuvor gestorben war, bis zur Klarlegung der verschiedenen
Erbansprüche in Besitz nahm. Betreffs des Streites mit dem
Papste vermochte er indes keinerlei Ausgleich zu erzielen, da
sich Paschalis bei seiner Annäherung nach Benevent unter den
Schutz ber Normannen flüchtete und auch dessen Nachfolger
Gelasins II nichts von einem Zugeständnis wissen wollte,
ber von ber kaiserlichen Partei auf ben römischen Stuhl er-