Übung und Vertiefung des Kartenverständnisses.
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Nnterharz zum Ausdruck gelangt. Berücksichtigt man endlich die breiten
Zwischenmassen," welche zwischen den Thälern der meisten Harzgewässer
liegen (so z. B. zwischen der oberen Selke und der Bode, sowie zwischen
Bode und Oder), so läßt diese Eigentümlichkeit der Bodenform den Schluß
zu, daß die Hauptmassen des Harzes plateauartigen Aufbau
besitzen. Überträgt man nun gar die Angaben einer geognostischen Karte
auf das Terrainbild, so gewinnt dieses noch größere Bestimmtheit. Danach
bildet der Harz eine Gebirgsinsel, deren Hauptmasse (mit wenigen räumlich
nicht sehr ins Gewicht fallenden Ausnahmen) aus Grauwacke besteht, einer
sedimentären Gesteinsart, welche aber an drei dem Nordrande nahe liegenden
Stellen von drei mächtigen Granitstöcken durchbrochen wird, von W nach 0:
1) an der Oker, 2) im sog. Brockengebirge, 3) im Ramberge von der Selke
bis westlich über die Bode hinaus. Diese drei Urgebirgsmassen bildeten,
als die ältesten Gesteine der Erdrinde, die höheren Kerne, an die sich die
sedimentären Gebilde der Grauwacke in späteren Perioden der Erdbildung
anlegten. Dies erklärt die Eigentümlichkeit des Gebirgsbaues, daß die Hoch-
Plateaus des Harzgebirges von vereinzelten Kuppen überhöht sind. Die
Art des Gesteins begründet zugleich die flache Kuppen form der Harz-
berge, die im Brockenkulm ihren besonders charakteristischen Ausdruck findet,
nicht minder die durch die Verwitterung gebildeten, abgerundeten, bisweilen
polsterartig übereinanderliegenden Felstrümmer, welche die Oberflächen
der Granitberge überdecken. Ebenso erhalten die Harzthäler durch die Form
des Gebirgsbaues und die vorherrschenden Gesteinsarten ihre Eigentümlich-
keit. Die Plateauform bedingt in? allgemeinen schon spaltenartig-eingesenkte
Thäler; wo sich aber Flüsse durch Granitgebilde die Bahn gerissen haben,
da verengen sich die Thalspalten zu wildromantischen Schluchten,
wie im Okerthal, im Holtemmethal und besonders in der berühmten Felsen-
Pforte des Bodethales. Im südöstlichen Vorharze fehlen beide bedingenden
Umstände; daher haben ihre Thäler mäßig ansteigende Wände; ja das Thal
der Wipper verleugnet schon völlig den Gebirgscharakter, wie die Karte
durch die sehr schwache Zeichnung der Thalböschuugen auch unverkennbar
andeutet. Selbst im eigentlichen Herzen des Gebirges zeigt sich der Unter-
schied am deutlichsten im Bodethale, das oberhalb seines Eintrittes in den
Granit so breit ist, daß einige Thaldörfer darin entstanden sind (wie auf
einer spezielleren Karte nachgewiesen werden kann).
2. Bewässerung. Die Gewässer des Harzes, welche durch die Oder, die
Innerste und die Oker zum Wesersystem gehören, während für die Holtemme,
Bode, Selke, Harzwipper und Helme die Saale der Hauptfammler ist,
werden in mannigfacher Weise von der Natur des Gebirges beeinflußt, und
das macht die Flüsse des Oberharzes zu ganz anderen Erscheinungen als
die Gewässer des Unterharzes. Innerste, Oker, Holtemme, Bode und Oder
erreichen, wegen der Hochlage ihrer Ouelle, die nahe Ebene in schnellem,
ungestümem Lauf; wenn im Frühjahr die Schneemassen im Harz jäh schmel-
zen, schwellen sie in ihren Betten zu furchtbaren Wildwassern an; sie
transportieren infolge der gewaltigen Stoßkraft des Wassers Felstrümmer von
unglaublicher Größe und verrunden diese durch Abspüluug zu den wollsack-
förmigen Blöcken, die besonders im Oder- und noch mehr im Bodethale
Erstaunen erregen; Ansiedlnngen von Menschen finden sich in den Nordwest-
lichen, jedes Jahr von Wildwassern durchrauschten Harzthälern nur selten.