■ Die horizontale und vertikale Gliederung Asiens :c. 223
und Syr-Amu. Die beiden letzteren bilden gemeinsam mit dem Aralsee
das hervorragendste Binnengewässersystem; andre Binnenlandsströme schließen
sich an das Becken des Balkasch-, des Lob- und des Hamnnsees an.
Durch die kühne Expedition des schwedischen Professors Nordenskjöld
ist die Nordküste der Alten Welt genauer als bisher bekannt geworden. Am
Nachmittage des 1l. August 1878 — so berichtet derselbe — hatte sich das
Wetter aufgeklärt, so daß man weitersegeln konnte. Einzelne Stücke Eis er-
schienen nnd gegen Nacht nahm das Eis in bedenklicher Weise zu, doch erwies
es sich meist als Baieis und so durchfressen, daß es eigentlich nur einen zu-
sammenhängenden Brei bildete. Obwohl sich zu Zeiten ein so dichter Nebel
über die See lagerte, daß die Fahrzeuge sich gegenseitig ihre Position mit Hilfe
der Dampfpfeife anzeigen mußten, wurde doch die Fahrt gegen Nordosten auf
einer unbekannten Bahn fortgesetzt, welche durch Holmen durchsetzt war, die
einen Schärengürtel von Dicksonshafen längs der Küste bis Kap Tscheljuskin
bildeten. Die ausgezeichnete Führung des Schiffes bewirkte, daß dasselbe kein
einziges Mal auf Grund kam. Der Salzgehalt des Meeres nahm zu und das
organische Leben am Grunde des Meeres wurde reicher, während sich die Tem-
peratnr verminderte. In einem trefflichen Hafen zwischen der Taimyrinsel und
dem festen Lande, welcher den Namen Actiniahafen erhielt, wurde vom 14.
bis 18. August auf klares Wetter gewartet. Das Laud war schneefrei und mit
einer graugrünen Vegetation bedeckt, die aus Grasarten, Moosen und Flechten
bestand. Trotzdem der Nebel noch nicht geschwunden war, wurde am 18. August
die Fahrt fortgesetzt. Dieselbe ging längs dem Westrande der Taimyrinsel ent-
lang, vor welcher eine Menge auf der Karte nicht angegebener Inseln liegt.
Eis wurde hier nur in geringer Menge angetroffen, und zwar nur zerfreffenes
Baieis, welches bald wegschmelzen mußte; auch die Taimyrbucht war fast völlig
eisfrei. Am 19. August wurde längs der Küste von der Tfcheljuskiuhalbinfel in
einem äußerst dichten Nebel, der sich nur auf Stunden foweit lichtete, daß man
die Umrisse des Landes sehen konnte, weiter gesegelt. Dabei fand man ein
weitgestrecktes Feld zusammenhängenden Eises, welches vor einer Bucht an der
Westküste der Taimyrhalbinsel lagerte. Bei der Annäherung an die Kante
dieses Eisfeldes zeigte es sich, daß auch dieses durchfreffeu war. Der Nebel
hinderte, weit zn sehen, und es war zu befürchten, daß er auch eine Landung
auf Asiens nördlichster Spitze zur Unmöglichkeit machen würde. Aber bald er-
schien eine eisfreie Landspitze im Nordosten den Blicken; ein wenig nach Norden
öffnete sich eine kleine eisfreie Bucht des Landes. In dieser warf man am
19. August Anker; die nördlichste Spitze der Alten Welt war erreicht! Die Luft
hatte sich inzwischen völlig geklärt nnd die Landspitze lag im Sonnenschein und
schneefrei da. Kap Tscheljuskin bildet eine niedrige Landspitze, welche durch die
Bucht, in der das Schiff lag, in zwei Teile geteilt wird. Eine Berghöhe läuft,
sich allmählich senkend, von dem östlichen Strande mit der Küste parallel nach
L?üden. Landeinwärts scheint sich der Berg bis zu 349 m zu erhöhen. Sowohl
die Berghöhe wie das Flachland waren nahezu schneefrei; an den meisten Stellen
des Strandes war aber ein Schneefuß zurückgeblieben. Wenn nun auch bei der
Fortsetzung der Fahrt zunächst wieder Nebel und Treibeismasfen mehrfach sehr
hinderlich waren, so wurde doch am Abende des 23. August die nordöstlichste
spitze der östlichen Taimyrhalbinsel erreicht; man kam in eine völlig