Full text: Landschaftliche Charakterbilder der hervorragendsten Gegenden der Erde

56 Aus Deutschland. 
Sechs Thäler gehen von ihm aus und im Osten lehnt sich an ihn das über 
1000 m hohe, rauhe Plateau, über welches sich die Straße aus dem Höllen- 
thale windet, die Freiburg im Breisgau mit dem oberen Donanthale verbindet. 
Auf dem Berggipfel befindet sich ein 13 m hoher Aussichtsturm, welcher durch 
feine Fernsicht die Beschwerden des Aufstieges reichlicher lohnt, als man viel- 
fach annimmt, denn der Feldberg gilt keineswegs als ein so herrlicher Aus- 
sichtsberg, wie er es in der That ist. Im Süden schimmert die Schneekette 
der Alpen, im Westen mit langem, blauem Zuge der Wasgenwald, im Norden 
und Nordosten der Schwarzwald; und welche entzückenden Einzelheiten treten 
zwischen den genannten Grenzen dem Auge entgegen! — Die bereits erwähnten 
Hochfeeen des Schwarzwaldes finden fich um deu Feldberg gelagert; fo an dem 
Ostabhange der kleine Feldsee (über 1100 in hoch), 71/% km nördlich der 
Titisee (über 360 in hoch, 1/2 Stunde lang und V4 Stunde breit) und 
9V2 km südöstlich der Schluchsee (930 m hoch). Demjenigen Wanderer, 
welcher die nötige Zeit aufzuwenden vermag, bietet der weitere Weg an der 
Menzenschwander Viehhütte vorüber und durch das Dorf Bärenthal nicht 
nur eine herrliche Fels- und Waldpartie, sondern auch den Anblick des bereits 
erwähnten Titisees dar, von welchem Besucher rühmen, daß seine Farbe in den 
verschiedensten Nuaucen wechselt. Um den See herum und dann abwärts er- 
reicht man das Sternenwirtshaus. Die Umgebung des genannten Gasthauses 
ist höchst anmutig; wahrhaft großartig aber gestaltet sich die Szenerie des 
Höllenthales, dessen enge Felsenschlucht sich uns bald darauf aufthut, wenn 
wir unsere Wanderung weiter nach Freiburg fortsetzen. Die eng an einander 
gerückten Wände dieser Schlucht erheben sich senkrecht zwischen 117 —146 m 
hoch und erscheinen, mit Flechten und Moosen stark überkleidet, in einer reichen 
Skala von braunen und graueu Farbentönen, welche durch das Grün der 
phantastisch zwischen dem nackten Gestein emporstrebenden Tannen anmutig ge- 
hoben werden. Kein Wunder, wenn diese Schlucht, die überdies eiust durch 
Raubritter unsicher gemacht worden ist, von einem romantischen Schleier um- 
woben wird. — Von den übrigen reizvollen Thälern des Schwarzwaldes ist 
das Wiesethal durch Hebels „alemannische Gedichte" bekannt geworden. Das- 
selbe hat gegen Basel eine ziemlich breite Öffnung, die sich aufwärts ins Gebirge 
bald sehr verengt. Überall mit prächtigem Laubwalde bestanden, wird es von 
der Landstraße' und dem Wiesefluffe durchschlängelt und enthält mehrere höchst 
malerische Partien, namentlich bei Schönau und Zell. Das untere Wiesethal, 
in das von Klein-Basel her die Eisenbahn vordringt, enthält fruchtbare Acker- 
gelände und ist durch eine starke Textilindustrie belebt; das weiter aufwärts 
gelegene Dorf Haufen ist der Geburtsort des erwähnten alemannischen Volks- 
dichters, deffen Büste vor der Kirche aufgestellt ist. — Von Villingen aus 
führt die Schwarzwaldbahn nordwestlich in das Kinzigthal auf Offen- 
bürg. Dieselbe gehört zu den interessantesten und an wechselvollen Bildern 
reichsten Gebirgsbahnen der Welt, ja es gibt Beobachter, welche keinen Anstand 
nehmen, sie dieserhalb der Brennerbahn vorzuziehen. In der That hat diese 
Bahn manche Partien, die sich an Großartigkeit mit vielen der Brennerbahn 
messen können, welche sie auch durch die Zahl ihrer Tunnel (sie zählt deren 
zwischen Hornberg und Sommerau 37) weit übertrifft. Etwa in der Mitte 
der anziehendsten Strecke dieser Bahn liegt das Städtchen Triberg in
	        
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