Der Wasgenwald. 57
romantischer Gegend; dasselbe ist ebenso bekannt als Mittelpunkt der Schwarz-
Wälder Uhrenfabrikation wie durch den prächtigen Wasserfall, den ganz in der
Nähe die Gutach bildet, indem sie zwischen schöner Taunenwaldung in sieben Kas-
kaden über Felsblöcke 170 m ties ins Thal stürzt. — In dem mehr Plateau-
artigen untern Schwarzwalde sindet sich der breite Rücken des Kniebis
(850 in), welcher eine herrliche Aussicht über den Wasgen- und Schwarzwald
und die Alpen bis nach Tirol hinein eröffnet. Auf diesem Rücken entspringen
mehrere Flüsse und in seiner Umgebung liegen mehrere Hochseeen. Der bekannteste
der letzteren ist der sagenberühmte Mummelsee, der 2 km im Umfange
hat, über 1000 m. hoch und außerordentlich tief ist, und dessen von bewachsenen
Bergwänden umschlossene schwarze Wogen zeitweise geheimnisvoll aufsprudeln.
Um den Kniebis auch liegen noch mehrere kleine, aber anmutige Badeorte, wie
Rippoldsau, Griesbach :e. und die alte „Kniebisstraße" geht hier durch
über Freudenstadt und Rippoldsau, um die Städte Straßburg und
Stuttgart zu verbinden. Die Eisenbahnen, welche gegenwärtig nordwärts
und südwärts von dieser Straße führen, haben derselben ihre frühere Bedeutung
genommen. — Von dem Enzthale bei Pforzheim an folgt flachwelliges Hügel-
land von wenig über 400 in Mittelhöhe. Am Neckar treten wieder größere
Erhebungen auf, namentlich in der Nähe von Heidelberg. Jenfeits des Neckars
aber bildet der Odenwald ein 671/2 lau langes und 38 — 45 km breites
plateauartiges Hügelland, das 4—500 m Mittelhöhe hat und steil gegen Rhein
und Main hin abfällt.
2. Oer Wasgenwald.
Höchst auffallend erscheint die Ähnlichkeit des Westrandes der oberrhei-
nischen Tiefebene mit dem Ostrande. Auch der Wasgenwald (die Vogesen)
steigt im Süden, also im Quellgebiete der Mosel, rasch und steil zu seinen
ansehnlichsten Rücken und Gipfeln auf, deren höchster, der Ballon von Sulz
oder Gebweiler Belchen, 1450 rnHöhe erreicht; auch bilden diese sogeuannten
Hochvogesen, welche sich durch eine besonders rauhe und wilde Natur aus-
zeichnen, die alte Grenzscheide der Länder Elsaß, Lothringen und Burgund.
Wie der Schwarzwald kehrt auch sein Widerpart seinen prelligen Abfall dem
Rheinthale zu und verflacht sich allmählich gegen Norden hin; wie jener trägt
auch er abgerundete Kuppen auf seinem Rücken, die mit dichten Nadelholz-
forsten bedeckt und deren obere Thalanfänge bisweilen mit kleinen Bergfeeen ge-
gefüllt sind. Die Hochvogesen endigen bei der Markircher Senke, die
zwischen Schlettstadt und St. Die in einer Höhe von 830 m das Gebirge
durchschneidet. Die mittlere Kammhöhe beträgt 1000 m, die höchsten Erhe¬
bungen drängen sich gleichsam in einem südlichen Schlußknoten zusammen, denn
hier liegen in enger Gruppierung erstlich der Bären köpf nördlich von Bel-
fort, fodann der Elsaßer Belchen und etwas nördlicher der Drnmont und
der Grand-Ventron, während der bereits erwähnte höchste Gipfel, der
Ballon von Sulz, aus dem Rücken heraus etwas nach Osten geschoben liegt.
Von Gebweiler erreicht man in etwa 3/4 Stunden seinen Gipfel, auf welchem
gewaltige Felsblöcke emporragen. Die herrliche Aussicht, welche sich von die-
sem Gipfel aus eröffnet, erstreckt sich ostwärts über das Elsaß, den Breisgau