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gelebt haben1). Hierzu ist zu bemerken, daß die jetzt
Europa bewohnenden Indoeuropäer sich bei ihren Wan¬
derungen aus dem Gebiete des Löwen und Tigers ent¬
fernten und mit den betreffenden Tieren vielleicht auch
deren Namen vergaßen, erst viel später wieder mit den¬
selben bekannt wurden und nun neue Namen für diese
Tiere bildeten oder von anderen Völkern übernahmen.
Der Name „Arier“ ist ebenfalls zu beseitigen, da
er von den verschiedenen Ethnographen in verschiedenem
Sinne angewandt wird. Bald gebraucht man ihn für
alle Indoeuropäer, bald nur für einen Teil derselben,
besonders für ihren asiatischen Zweig. Nach Egli2)
war Aihrja=Arier=Ehrwürdige der einheimische Name
für die alten Bewohner Irans als Verehrer des von
Zoroaster verkündeten Hormuzd; auch seiner Be¬
deutung wegen eignet sich also der Name Arier nicht
als Bezeichnung für einen ausgedehnten Zweig einer
Völkerrasse Volz und Byhan3) verwerfen den Namen
aus einem anderen Grunde.
Recht ungeschickt ist der Name „Indogermanen“
gewählt, da von den Europäern doch nicht nur die Ger¬
manen, sondern auch die meisten übrigen Bewohner
Europas, wie Romanen, Slaven, Kelten usw. zu diesem
Völkerzweige gehören. Man hat deshalb den Namen
Indogermanen durch den passenderen Namen „Indo-
europäer“ ersetzt, welcher darauf hindeuten soll, daß
1) Peschei, Völkerkunde, 7. Aufl. 1897, S. 545. Ritter, lieber die
Verbreitung des Tigers. Zeitschr. f. Erdkunde, Berlin 1856, neue Folge,
Bd 1, S. 99. Layard, Nineveh and its remains, 2. Aufl., Bd. 2, S. 48.
2) Nomina geographica, 2. Aufl., 1893, S. 52.
3) Buschan, Illustrierte Völkerkunde, 1909. S. 234.