Full text: Asien (Bd. 3, Teil 1)

Die Staaten Irans, 
Abb. 1, § 36. Kabul. 
dem Volke und gab das Schloß in seine Hände. Sie empörten sich und töteten den Statt- 
Halter, den ich über sie gesetzt, mit dreitausend von meinen Kriegern. Und da befahl 
ich, es solle ein allgemeines Gemetzel unter dem Volk von Ispahün ange- 
stellt werden/ Die Krieger Timurs schnitten siebzigtausend Ispahanern die 
Köpfe ab und bauten Pyramiden daraus, hundert Jahre später wurde unter 
den Bewohnern Ispahans ein zweites Blutbad angerichtet. Rein Wunder, daß die Stadt 
zurückging, bis Schah Kbbas 1586 zur Regierung gelangte, der größte Herrscher persiens 
seit den Sassaniden. Er allein machte IspahZn zur schönsten Stadt der damaligen tvelt, 
und wer die Reste von damals gesehen hat, wird das vollkommen glaubhaft finden. Einen 
größeren und schöneren Platz wie den >Maidan-i-Schah', den Königsplatz, gibt es heute 
noch nicht, doch sind von den einstigen Palästen und Moscheen leider nur wenige erhalten. 
Was sie gewesen sein müssen, zeigt die überaus großartige Königsmoschee, die 
ohne Darstellung ihrer Zarbenpracht gar nicht wiederzugeben ist. Die majestätischen Tore 
und Zassaden nehmen sich darin aus, als hätten die Perser damals die Kunst verstanden, 
aus fayenceziegeln die herrlichsten Teppiche zu knüpfen und mit diesen die Wände ihrer 
Moscheen zu bekleiden, von den gewölbten Plafonds reichen Stalaktiten in kunst- 
voller Arbeit herab, und als würden sie sich in Kaskaden und diese in unzählige Wasser- 
tropfen fortsetzen, rieseln Skulpturen die Wände herab, um sich schließlich in Blumen- 
ranken zu verlieren. Und bei all der Zartheit und dem Karbenglanz der Ausführung 
sind die Dimensionen dieser herrlichen Moscheen majestätisch und wuchtig. Die Tore 
sind so groß, daß man Kirchen in ihre Bogen, der Vorplatz so weit, daß man die halbe 
Einwohnerschaft der Stadt aus ihn stellen könnte." 
b) Afgbaniftän. 
Etwas größer als Deutschland (624 Taus, qkm), 4y2 Mill. Einw., 7y2 auf 1 qkm. 
Dies alte Durchgangsland (das alte Baktrien) für den Verkehr zwischen Indien und 
Vorderasien wird zum größten Teil erfüllt vom Hinduküsch und seinen Vorketten1. Südlich des 
Hinduküsch gehört es der Iranischen Hochebene, nördlich schon der Turanifchen Ebene an. Es 
ist der Pufferstaat zwischen dem englischen und dem russischen Besitz (auch auf dem 
Pamir-Hochland), was es anscheinend zunächst auch bleiben soll, denn durch den Vertrag von 1907 
1 Der Hinduküsch übertrifft sowohl nach Kammhöhe (4566 m), wie mit seinem höchsten 
Gipfel (7756 m) die Alpen ganz erheblich. Der den Hauptkamm überschreitende wichtigste 
Paß (von Bamian), wahrscheinlich sowohl von Alexander wie von Dschengis Chan und Timur 
benutzt) liegt 766 m höher als die Zugspitze (3715 m).
	        
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