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ganzen Schar unter Hohn und Spott dem Meister wieder zurück
gebracht. Die Brauerknechte erwählten für die Tage des Festes
einen Koch, einen Bäcker, einen Rechnungsführer, einen Schlummer-
Vogt und einen Großvogt. Der Bäcker und der Koch verwalteten
die Lebensmittel, der Rechnungsführer die gemeinsame Kasse.
Der Schlummervogt hatte acht zu geben, daß bei dem achttägigen
Feste niemand schliefe, und der Großvogt bildete mit seinen
Gehilfen die Polizei. Er schlichtete Zank und Streit unter
seinen Gefährten und bestrafte die Schuldigen. Als schwerste
Strafe durste er das Anschließen mittels einer schweren, eisernen
Kette für acht Stunden verfügen. Ein großer Umzug durch die
Straßen war der Glanzpunkt des Festes. Spaß und Mutwille
wurde dabei bis zum Übermaß getrieben. Man hat niemals
einem anderen Stande so viel Freiheit gestattet und so viel
Unfug nachgesehen als den Brauerknechten. Der Brauereibetrieb
war in Hamburg lauge Zeit bedeutender und einträglicher als
jedes andere Gewerbe.
19.
Das Katharinenkirchspiel.
Der Stadtteil, welchen wir das Katharinenkirchspiel nennen,
liegt auf zwei Inseln, der Grimminsel und der Cremoninsel.
Dieselben werden von einem Elbarm und einem Alsterarm um-
fpült und sind durch einen schmalen Verbindungsarm zwischen
Alfter und Elbe von einander geschieden. Wie Flußarme sehen
diese Wasserstraßen jetzt freilich nicht aus; wir nennen sie Fleet
und Zollkanal. Dennoch sind hier nur die alten Rinnen,
welche sich das Wasser selbst ausgewühlt hatte, reguliert wordeu,
nämlich vertieft, gleichmäßiger gemacht, an manchen Stellen ver-
breitert und mit festen Ufern versehen. Wir erkennen jetzt diese
Wasserstraßen um so weniger leicht als Flußläufe, als wir
wegen der Bebauung nur mühsam die Richtung der Fleete ver-
folgen können.
Schon vor 700 Jahren wurde dieses niedrig gelegene
Gebiet durch Eindeichung gegen Überschwemmungen geschützt.