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143. Das Lied von der Glocke. (1799.)
Von Fr. von Schiller.
Werke. Stuttgart 1867. Bd. J. S. 289.
Vivos voco. Mortuos plango. Vulgura frango.
Die Lebenden ruf' ich.) Die Todten beklage ich.) (Die Blitze breche ich.)
Fest gemauert in der Erden Daß vom reinlichen Metalle
Steht die Form aus Lehm gebrannt. Rein und voll die Stimme schalle.
Heute muß die Glocke werden! Denn mit der Freude Feierklange
Frisch, Gesellen, seid zur Hand! 50. Begrüßt sie das geliebte Kind
vVon der Stirne heiß Auf seines Lebens erstem Gange,
Rinnen muß der Schweiß, Den es in Schlafes Arm beginnt;
Soll das Werk den Meister loben; Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Doch der Segen kommt von oben. Die schwarzen und die heitern Loose;
Zum Werle, das wir ernst bereiten, Der Mutterliebe zarte Sorgen
10 Geziemt sich wohl ein ernstes Wort; Bewachen seinen goldnen Morgen; —
Wenn gute Reden sie begleiten, Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.
Dann fließt die Arbeit munter fort. Vom Mãdchen reißt sich stolz der Knabe,
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten, Er stürmt ins Leben wild hinaus,
Was durch die schwache Kraft entspringt; Durchmißt die Welt ain Wanderstabe,
Den schlechten Mann muß man verachten, Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus.
Der nie bedacht, was er vollbringt. Und herrlich in der Jugend Prangen,
Das ist's ja, was den Menschen zieret, Wie ein Gebild aus Himmelshöh'n,
Und dazu ward ihm der Verstand, Mit züchtigen, verschämten Wangen,
Daß er im innern Herzen spüret, Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Was er erschafft mit seiner Hand. Da faßt ein namenloses Sehnen
Des Jünglings Herz, er irrt allein,
Aus seinen Augen brechen Thränen,
Er flieht der Brüder wilden Reih'n.
Exröthend folgt er ihren Spuren
Und ist von ihrem Gruß beglückt,
Das Schönste sucht er auf den Fluren,
Womit er seine Liebe schmückt.
O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
Der ersten Liebe goldne Zeit,
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit;
O, daß sie ewig grünen bliebe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe!
Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken laßt es sein,
Daß die eingepreßte Flamme
Schlage zu dem Schwalch hinein.
Kocht des Kupfers Brei!
Schnell das Zinn herbei,
Daß die zähe Glockenspeise
Fließe nach der rechten Weise!
Was in des Dammes tiefer Grube
Die Hand mit Feuers Hilfe baut,
Hoch auf des Turmes Glockenstube,
Da wird es von uns zeugen laut.
Noch dauern wird's in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr,
Und wird mit dem Betrübten klagen
Und stimmen zu der Andacht Chor.
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
Die es erbaulich weiterklingt.
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Wie sich schon die Pfeifen bräunen!
Dieses Staͤbchen tauch ich ein,
Sehn wir's überglast erscheinen,
Wird's zum Gusse zeitig sein.
— Jetzt, Gesellen, frisch!
85 Pruft mir das Gemisch,
Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüufe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang.
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Weiße Blasen seh' ich springen;
Wohl! die Massen sind im Fluß.
Laßt's mit Aschensalz durchdringen,
Das befördert schnell den Guß.
Auch von Schaume rein
Muß die Mischung sein,
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