Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

— 95 — 
mann ausstechen, so will ich nicht Marx heißen. Das Erdreich ist 
seit uralter Zeit zusammen geblieben. Und sparsam und sleißig 
ist der Nichtsnutz von jeher gewesen; das muß man ihm lassen. Sie 
sahen ja, wie er sich abplagte, nur um dem Schmied die paar 
Groschen Verdienst zn nehmen." 
Während der letzten Reden hatte der verdrießliche Pferdehändler 
sachte in die Geldkatze gegriffen und den zwanzig Goldstücken, gleich- 
sam gleichgültig thuend, noch sechs hinzugefügt. Der Hofschulze 
trat wieder in die Thür, und der andere sagte brummend, ohne 
ihn anzusehen: „Da liegen die sechsundzwanzig, wenn es ein- 
mal nicht anders sein soll." 
Ter Hofschulze lächelte schalkhaft und sprach: „Ich wußte wohl, 
daß Ihr das Pferd kaufen würdet, Herr Marx; denn Ihr sucht für 
den Rittmeister in Unna eins zu dreißig Pistolen, und mein Bräun- 
chen paßt Euch dazu, wie bestellt. Ich ging auch nur in das Haus, 
um die Goldwage zu holen, und sah vorher, daß Ihr Euch unterdessen 
besonnen haben würdet." 
Der Alte, welcher in seinen Bewegungen bald etwas ungemein 
Rasches, bald wieder die größte Bedächtigkeit zeigte, je nachdem das 
Geschäft war, das er trieb, setzte sich an den Tisch, wischte langsam 
und sorgfältig seine Brille ab, spannte sie über die Nase und fing 
nun an, die Goldstücke genau zu wägen. Zwei oder drei musterte er 
als zu leicht aus, worüber der Pferdehändler ein heftiges Gezeter 
erhob, welchem der Hofschulze schweigend und kaltblütig, die Wage in 
der Hand behaltend, zuhörte, bis der andere statt der verworfenen 
vollwichtige hervorholte. Endlich war die Sache beendigt; der Ver-- 
käuser packte bedächtig das Gold in ein Papier und ging mit dem 
Pserdehändler nach dem Stalle, um ihm das Pferd zu überliefern. 
Ter Einnehmer wartete die Rückkehr der beiden nicht ab. „Mit 
solchem Klotz ist nichts anzufangen," sagte er, „aber wenn du uns 
nur nicht so ordentlich ans die Termine bezahltest, wir wollten 
dich —!" Er fühlte nach feinen urkundlichen Papieren in der 
Tasche und schlich vom Hofe. 
Aus dem Stalle traten der Pferdehändler, der Schulze und ein 
Knecht, welcher zwei Pferde, das des Händlers und den erkauften
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.