Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

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Anhöhe gefunden, die jetzt der Liesberg heißt. Dort brauchte man 
die Steine nicht zu brechen, sondern nur zusammen zu lesen. Nach 
Vollendung des Kirchbaues hat man Steine dort nicht mehr ge- 
funden. 
Enger war einst eine Stadt, von der das jetzige nur eine 
Vorstadt. In der Umgebung der Burg siedelten sich die Männer aus 
dem Gefolge an, die den König zu Pferde begleiteten und in spätem 
Zeiten verpflichtet waren, einen berittenen Mann zum Kriege zu 
stellen. Auf diese Weise sind die Sattelmeier aufgekommen, deren 
man heutzutage noch vierzehn zählt, sieben in der nähern Um- 
gebung von Enger und sieben in größerer Entfernung, bei Werther, 
Bielefeld und Heepen. Jeder von ihnen hatte ein besonderes Geschäft 
beim König. Der eine führte die Aufsicht über den Marstall; ein 
anderer ordnete die Jagden an, und ein dritter war der Vorsteher 
der Hirten des Königs. Alle aber folgten ihrem Herrn zu Pferde 
in den Krieg und genossen besondere Vorrechte. 
Bei einem dornbewachsenen Hügel in der Nähe seiner Burg sieht 
man den Platz von Wittekinds Vogelhaus und Vogelherd, bei denen 
er oft und gern weilte und zwei junge Burschen zu Fang und 
Pflege der Tiere angestellt hatte. Auch hatte er sich eine Warte zur 
Rundschau neben einer Eiche, die ein Heiligtum aus alter Zeit war, 
erbauen lassen. An der Stelle des uralten Baumes wuchs später 
eine wunderbare Buche auf, ein Stamm, der nahe an der Erde in 
sieben mächtige Äste sich auseinander zweigte und oben wieder 
vereinigt mit den sieben Wipfeln die gewaltige Krone eines einzigen 
Riesenbaumes bildete. 
In seinem hohen Alter kam Wittekind aus den Einfall, die 
Anhänglichkeit seiner Unterthanen dadurch zu erproben, daß er die 
Nachricht von seinem plötzlichen Tode verbreiten ließ. Nun mußte 
es sich zeigen, wer ihm gerne nnb willig das letzte Geleit geben 
würde. In einem Saale der Burg stand der verschlossene Sarg; um 
ihn drängte sich bald eine überaus große Menge der Leidtragenden, 
Da trat der Totgeglaubte fröhlich und wohlbehalten unter sie. Er 
dankte für die Anhänglichkeit und Treue und machte die Güter 
aller, die gekommen waren, für ewige Zeiten frei von Abgaben.
	        
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