Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

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gebung gelegen, mit Leinen- und Halbleinen-Weberei, zerfällt in 
Dorf, Kirchspiel und Freiheit und besitzt ein sehenswertes Schloß. 
Die Herrschaft Gemen bildete in den ältesten Zeiten einen Teil 
des Gaues Hamaland und ihre Bewohner gehörten zu dem Stamme 
der Chamanen oder Chämen, woher der Name. Die Edelherrn 
leiteten sich von Wittekind ab, dessen Sohn Walbert Stift Vreden 
gründete, daher sie auch darüber Schirmvögte waren. Dessen 
Tochter Mathilde, die Gemahlin Königs Heinrich I., schenkte der 
von ihr gegründeten Abtei Nordhausen aus einer Erbschaft den 
Schulzenhof „Gemen". Als 1502 die Herren von Gemen im 
Mannesstamme ausstarben, kam die Herrschaft durch Heirat an die 
Grafen von Holstein-Schaumburg, dann an die Grafen von Limburg- 
Styrum. Nach dem Erlöschen des Stammes der letzteren, die Gemen 
inne hatten, ergriff der Reichsfreiherr von Limburg, ein schwäbischer 
Verwandter, den Besitz. Da ihm aber viele Streitigkeiten 
entstanden, so übertrug er es dem Reichsfreiherrn, späteren Grafen 
Jgnaz von Landsberg-Velen, der auch verwandt war. Dessen 
Sohn, Graf Friedrich, ist der gegenwärtige Inhaber unter Preußens 
Souveränität seit 1815. Das Schloß ist eine mächtige Burg, die 
aus zwei durch einen Mittelbau mit einander verbundenen großen 
Häusern besteht. Sie begrenzen mit einer Mauer und Warttürmen 
den Burghof. Der ältere kleinere Teil war schon vor 1280 erbaut, 
der andere ist um 1411 von Heinrich von Gemen und seiner 
Gemahlin Katharina von Bromkhorst errichtet. Eine Galerie, die 
oben auf den Mauern das Dach schön umgiebt, zwei gewaltige 
Ecktürme und ein schöner Thorbau in Renaissance schmücken die 
weiten Gebäude. Eine auf steinernen Pfeilern ruhende Brücke mit 
einer Zugbrücke über den 50 m breiten Graben, der von der 
Bocholter Aa gespeist wird, führt zum Burghof, wo wir zuerst 
auf zwei Vorburgen stoßen. Eine ist niedergelegt samt ihren Eck- 
türmen; nur die Grundmauern sind noch sichtbar. Die andere 
ist die sogenannte Freiheit, wo früher der Bergfried, eine Kirche 
und zwölf Burgmaunshöfe standen. Hier ist in neuerer Zeit eine 
Kirche und ein Franziskanerkloster erbaut.
	        
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