Poesie. — Das Lied.
Veil ich euch nicht hören will, Ruft mein Bruder „Gute Nacht!“
Veil ich hore nur einen Laut; Druben der Kartätschenschuß
Denn die Trommel, Ruft mit lautem Todesgruß;
Denn die Trommel, sie ruft so laut. Doch mein Ohr ist zugebaut:
3. O wie ruft die Trommel so laut! Denn die Trommel,
An der Eden, an dem Platz, Denn die Trommel, sie rust so laut.
Vo ich sonsten bei ihr saß, 5. O wie ruft die Trommel so laut!
Steht die Braut und ruft in Gram: Nichts so laut ruft in der Welt,
Ach, oh weh, mein Bräutigam!“ Als die Trommel in dem Feld
hann nicht hören, süße Braut! Mit dem Ruf der Ehre ruft;
Nnn die Trommel, Ruft sie auch zu Tod und Grust,
denn die Trommel, sie ruft so laut. Hat mich nicht davor gegraut;
4. O wie ruft die Trommel so laut! Denn die Trommel,
Mir zur Seiten in der Schlacht Denn die Trommel, sie rust so laut.
421. M. v. Schenkendorf: Soldaten-Morgenlied.
1. Erhebt euch von der Erde, 3. Ein Morgen soll noch kommen,
Vr Schläfer! aus der Ruh'! Ein Morgen mild und klar;
Schon wiehern uns die Pferde Sein harren alle Frommen,
Nn guten Morgen zu; Ihn schaut der Engel Schaar
Die lieben Waffen glänzen Bald scheint er sonder Hülle
So hell im Morgenroth. Auf jeden deutschen Mann.
Man träumt von Siegeskränzen, O brich, du Tag der Fülle,
Man dentt auch an den Tod. Du Freiheitstag, brich an!
2. Du reicher Gott! in Gnaden 4. Dann Klang von allen Thürmen,
Scha her vom blauen Zelt: Und Klang aus jeder Brust,
du selbst hast uns geladen Und Ruhe nach den Stürmen,
In dieses Waffenfelb. Und Lieb' und Lebenslust.
laß uns vor dir bestehen, Es schallt auf allen Wegen
Und gieb uns heute Sieg: Dann frohes Siegsgeschrei.
Die Christenbanner wehen; Und wir, ihr tapfern Degen!
Dein ist, o Herr! der Krieg. Wir waren auch dabei.
422. FJ. Bodenstedt: Auf Frankreichs Kriegserklürung.
(20. Juli 1870.)
1. Franzosen! Franzosen! den Tag 3. Eine Schlacht wird geschlagen am
habt in Acht, heiligen Rhein,
Vo die Krieger aus Deutschland heran- Die soll ein germanisches Vehmgericht sein!
ziehn zur Schlacht! Eine Schlacht, wie der Kaiser noch keine
Sie stürmen heran, ein gewaltiges Heer, gesehn,
Den Haß in der Brust, in der Hand das Da soll der Franzose den Deutschen
Gewehr. verstehn!
2. Sie gedenken der Tage vergan— 4. Es lamen die Krieger und sprachen
gener Schmach, zu mir:
Die ihr uns gebracht, und sie lragen's „Auf, sing' uns ein Schlachtlied, wir
euch nach. danken es dir,
dhr habt uns in Zwiespalt zersplitterr Du hast uns gesungen von Liebe und
gemeint, Lust,
Ddoch im Kampf gegen euch stehen wir Jett aber füllt grimmiger Haß unsre
alle vereint. Brust:
Günther, Lesebuch.
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