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Erdkundliche Literatur.
Pflanzengeographie, nämlich Grisebachs Vegetation der Erde in
ihrer klimatischen Anordnung. Von ganz neuen Gesichtspunkten ausgehend,
behandelt S ch i m p e r in seiner Pflanzengeographie auf physiologischer Grund-
läge die Vegetation der Erde.
Anthropogeographie. Von den diesen Zweig der Erdkunde be-
handelnden Werken ist wieder eins zu nennen, das als eines der ersten seiner Art
mit kühnem Griff ein klassisches Werk geworden ist und noch heute seine Bedeutung
nicht verloren hat: P e s ch e l s V ö l k e r k n n d e, dessen 6. Auflage 1885 merk-
würdigerweise besser ist als die folgenden. Neben Ranke, Der Mensch,
Leipzig, sind vor allem hier die Schriften des unvergeßlichen Begründers der
modernen Biogeographie zu nennen, Ratzels Anthropogeographie
oder Grundzüge zur Anwendung der Erdkunde auf die Geschichte, ferner seine
Völkerkunde, seine Politische Geographie und eine Fülle an-
regender Aufsätze, die sich auf das gleiche Ziel richten.
Spezielle Fragen der Siedlnngs-, Verkehrs- und Handelsgeographie be-
handeln dann v. R i ch t h o f e n s Vorlesungen: Siedlnngs- und Verkehrsgeogra-
phie (herausgegeben von O. Schlüter), E. Friedrichs Geographie
des Welthandels und Weltverkehrs, ferner desselben Verfassers
Wirtschaftsgeographie, desgleichen solche von G r n b e r und
Eckert.
Es konnte hier nicht darauf ankommen, auch nur alle wichtigen Werke zu
nennen. Tie besonders hervorgehobenen bieten in ihren zum Teil erschöpfenden
Literaturverzeichnissen Hinweise genug, die auf besondere Fragen einzelner
Zweige unserer Wissenschaft Antwort zu geben vermögen. Das gleiche gilt von
den wenigen noch anzumerkenden Darstellungen, die in erster Linie die Länder-
künde oder doch Erscheinungen allgemeiner Natur in ihrer Wirkung auf einen
beschränkteren Erdraum in den Kreis ihrer Betrachtungen ziehen.
Europa mit unserem eigenen Vaterlande und den bedeutendsten der Welt-
kulturstaaten hat naturgemäß die eingehendste Würdigung gefunden. Drei Ge-
samtdarstellnngen sind vor allem zu nennen, die, jede in ihrer Art von neuen
Gesichtspunkten ausgehend, die Wirkungen der Landesnatur auf die Menschen-
welt zu erklären suchen: Hettuers durch eine Fülle von Textkarten ansge-
zeichnetes Werk, dann K i r ch h o f f s unter Mitwirkung namhafter Geographen
(Penck, E. Hahn usw.) entstandene Länderkunde und P h i l i p p s o n s weniger
umfangreiches, aber die neuesten Forschungen berücksichtigendes Werk. Größere
Teilgebiete Europas in klarer, großzügiger und kaum zu übertreffender Dar-
stellnng besprechen dann P a r t s ch, der Mitteleuropa (Gotha, 1904), Th. F i -
scher und P h i l i p p s o n, die das Mittelmeergebiet (Fischer, Mittelmeer-
bilder, Leipzig, und P h i l i p p s o n, Das Mittelmeergebiet, ebenda) vom
geographischen Standpunkt aus beleuchten. Auch manches kleinere Gebiet hat eine
treffende Darstellung gefunden. Morphologischen und geologischen Problemen
boten die Alpenländer ein treffliches Arbeitsfeld; kein Wunder, daß ihrer