Full text: Bilder aus der allgemeinen Geographie und aus den aussereuropäischen Erdteilen (Bd. 1)

90 Bilder aus der allgemeinen Geographie. 
n um ihre Beute, besonders Ratten und Mäuse, zu 
angen. 
Nordamerikas eingeborener Nationalvogel, den Franklin auch zum 
Wappenbilde der amerikanischen Freistaaten vorschlug, ist der stattliche, 
auch in unser Klima verpflanzte Truthahn, freilich auf unseren Hühner— 
höfen kaum noch ein Schattenbild des wilden, in den tiefen Waldungen 
Luisianas heimischen Vogels. Da strahlen die lautkollernden Vögel in 
den Wipfeln der Cypressen in märchenhafter Farbenpracht; ein glänzendes 
Bronze, in Blau, Violett und Grün hinüberspielend, bildet den Grund— 
ton ihres Gefieders; man findet sie oft 15 Kilo schwer. Ebendaselbst 
durchziehen ungeheure Schwärme der Zug- oder Wandertaube die Lüfte, 
so daß oft das Tageslicht verdunkelt wird, wenn sie, einer Wolke gleich, 
borüberschweben. Welch einen ungeheuren Nahrungsbedarf hat solch 
ein Heeri Unzählig sind ferner die Schwimm- und Sumpfpvögel, be— 
sonders die ersteren, welche die See- und Meerufer unseres Erdteiles 
bevölkern, nicht minder die Wasservögel an den Gewässern im Binnen— 
lande Amerikas und die Stelzvögel dort in den großen Niederungen 
und Sümpfen. Wem wäre nicht die Gans und die Ente bekannt, unser 
zahmes, fast unentbehrliches Hausgeflügel, und der Storch. der breue 
Bewohner des Hausfirstes? Das Geschlecht der Möven, der wilden 
Schwäne, Gänse und Enten bevölkert in zahlreichen Abarten die ein⸗ 
samsten Küstendünen und Inselufer Europas, und der langhalsige Reiher 
fleht oft stundenlang bis an die Knie im Wasser an den Strömen 
Nordafrikas, ein Gefährte der stolzen Flamingos, der Kraniche, Peli⸗ 
kane und Strandläufer, deren Gesellschaft er jedoch flieht. Lieblich er— 
tönen unsere heimischen Wälder, Holzungen und Wiesen vom Gesange 
der Nachtigallen, Finken, Lerchen und Meisen; sie hallen wieder vom 
Hämmern der Spechte und vom Rufe des Kuckucks, und prächtig glänzt 
das Gefieder des scheuen Pirols durch die Büsche. Ähnlich, wenn auch 
weniger melodisch, ertönt das Girren der Tauben, das Schnalzen der 
Glanzstare und das Zwitschern der Schwalben, wie bei uns auf den 
Dörfern, so auch in der südlich gemäßigten Zone am Vorgebirge der 
guten Hoffnung. Nordafrikas Wüste durchrennt der Strauß, jenes 
merkwürdige Zwischenglied zwischen Vogel und Säugetier, und im 
Schlamme des Nils watet der einst angebetete, noch jetzt verehrte Ibis. 
Ünter den Amphibien gehören die Flußschildkröten und mehrere 
kleinere Schlangengattungen der gemäßigten Zone an, sowie der Frosch, 
der bekannte Bewohner unserer Teiche und Landseen, die Eidechse und 
den bunte Salamander in den Sümpfen und feuchten Felsenklüften. 
Meer und Flüsse liefern die bekannten schmackhaften Fische, den Dorsch, 
die Roche, den räuberischen Hecht, den Barsch, den Lachs. 
In unseren Blumengärten, auf Ackern und Wiesen schwärmt das 
zahlreiche Heer der Schmetterlinge, auch an Farbenpracht denen der 
ropischen Zonen ähnlich, wie das Pfauenauge, der Totenkopf, der 
Trauermantel. Im Grase zirpen die Grillen, und an den Ufern der 
Bäche schweben die zarten Wasserjungfern, während der Regen den 
bekaunten Regenwurm aus dem Boden hervorlockt.
	        
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