92 Bilder aus der allgemeinen Geographie.
III. Rultur-Geographie.
1. Die Menschenrassen.
1. Die amerikanische und die mongolische Rasse. — 2. Die kaukasische und die
malayische Rasse. — 3. Die afrikanischen Neger und die Australier.
Bekanntlich teilt man die Menschen nach Haar- und Hautfarbe
gewöhnlich in fünf Rassen: die kaukasische oder weiße, die mongo—
lischè oder gelbe, die malayische oder braune, die amerikanische
oder kupferrote und die äthiopische oder schwarze.
Diese Einteilung der Menschenrassen ist jedoch heute als ungenügend
anerkannt, denn sie läßt andere ebenso wichtige Unterscheidungsmerkmale
bei Seite, doch ist es noch nicht gelungen, eine absolut genaue Ein—
teilung der Menschenrassen zu geben. Es dürfte daher den Zwecken
unseres Buches am besten eine kurze Charakteristik der bedeutendsten
Völkerschaften entsprechen.
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Wir beginnen die Reihe der menschlichen Bildungen mit den
amerikanischen Völkerschaften wegen der harmonischen UÜberein—
stimmung aller ihrer über die verschiedensten Zonen sich ausbreitenden
Glieder, welche die Gleichförmigkeit der ganzen Organisation als den
Hauptcharakter der neuen Welt zum Unterschiede von der alten be—
stätigt.
Wer einen Indianerstamm gesehen, hat sie alle gesehen. Meist
von großer, robuster Gestalt, bieten sie alle dem Beobachter das lange,
schwarze, schlaff herabhängende Haar, die zimmetbraune oder kupfer⸗
farbige Haut, die düstre platte Stirn, das große, matte, träumerische
Auge, die vollen, zusammengepreßten Lippen, die hervorstehende, aus—
geweitete Nase und die vortretenden, starken Backenknochen dar. Ihr
Schädelbau steht zwar ursprünglich dem quadratischen Typus am näch—
sten, ohne mongolisch zu sein, neigt sich jedoch durch die gesenkte Stirn,
die weiten Augenhöhlen und die gewaltigen Kiefer den opalen Formen
zu. Künstliche Behandlung hat außerordentliche Verschiedenheiten im
Schädelbau hervorgebracht Wie zum Zeichen der Selbstvernichtung
und der Schwäche, welche nicht die Kraft hat, die auf sich eindringen⸗—
den Stämme zurückzuweisen oder in sich als neue Lebensmomente auf⸗
zunehmen, zeigen diese Nationen einen sonderbaren Hang zu einer wid—
rigen Entstellung der Natur durch Pressung und Einschnürung des
Koͤpfes bald nach der Geburt. So finden wir die plattköpfigen Stämme
am Kolumbia, die kegelköpfigen Natchez am unteren Missisippi, die
Peruaner mit seitlich zusammengedrücktem Schädel und die Chimhas
mit senkrecht abfallendem Hinterkopf. Diese künstliche Bildung ist all—
mählich so zur natürlichen geworden, daß sie sich schon bei dem kleinsten
Kinde zeigt. Dazu kommt das Bemalen der Haut mit roter Farbe und
das Durchbohren der Ohren und Lippen, welche die Botokuden der
brasilianischen Küste sogar mit großen Holzscheiben ausfüllen. Alles