Allgemeine UÜbersicht. 127
Asien ist die Wiege des Mosaismus, des Christentums, des Islam,
ebenso die der größten Religionen des Heidentums. Es ist derjenige
Weltteil, in welchem Religion unter allen Mächten, die den Menschen
beherrschen, die größte Gewalt ausübt. Vorderasien bildet die Haupt—
macht des Islam, der doch auch in Indien und auf den Inseln weit ver—
breitet ist. Man schätzt die Mohammedaner Asiens auf ca. 90 Mill.
Persien ist die Wiege der dualistischen Religion, der noch etwa o
Mill. huldigt. Eine phantheistische Religion ist der Buddhis—
mus, dessen Thron in Tibet ragt, mit 200 Mill. Bekennern. Zum
Polytheismus des Brahmaismus mögen 190 Mill. gehören. Mehr
eine Moralreligion, jedoch polytheistischer Art, herrscht in China und
Japan über wohl 180 Mill. Das Schamanentum im N. und der ähn—
liche Dämonendienst bei Völkern des S. zählen etwa 45 Mill.
Wie viele andere Religionen aber bleiben hierbei noch ungenannt, ja
sogar ungekannt!
Juden, weiße und schwarze, zählt man etwa — Mill.
Das Christentum ist im Lande seines Ursprungs sehr herab—
gekommen. Zwar bestehen Kirchen in Asien, und zwar außer der
anglikanischen in Ostindien, der holländisch reformirten in Südasien,
der katholischen auf den Philippinen und der griechischen im russischen
Asien, etliche sehr alte, die aber mehr oder weniger versteinert sind.
So die Griechen und die Armenier, die Nestorianer in Kurdistan,
die Jakobiten in Syrien, Mesopotamien und Malabar, die Maro—
niten am Libanon, die Johannisjünger (Mandäer) in Baby—
lonien ꝛc. Sehr bedeutend ist die Missionsthätigkeit der Katholiken
und Protestanten, jener besonders in China, Japan und Tonking, dieser
vornehmlich in Indien und auf den Inseln. Christliche Bekenner zählt
man ungefähr 13 Mill.
Ebenso finden sich hier, oft sehr nahe zusammengerückt, die schroffsten
Gegensätze in Lebensweise, Kultur und Staatenbildung. Im
Norden unter beständigem Kampf mit den Schrecknissen der Natur das
beschwerdevolle Jäger- und Fischerleben; im Westen und in Hochasien
freie Wandervölker, die mit ihren Herden umherschweifen, je und je
auch erobernd sich zusammenballen können; in den Prachtländern des
Südens dagegen Sklavennationen, die Ihresgleichen als Götter an—
beten und alle Würde des freien Mannes, allen Sinn für selbstthätigen
Lebenstrieb verloren haben. Vom patriarchalischen Familienleben
an finden sich alle möglichen Stufen der Herrschaft bis zu den
raffiniertesten Priester und Herrenstaaten im S. und O., von denen
manche schon in Fäulnis übergegangen sind. Doch herrscht, außer
bei den Nomadenvöllern, der Despotismus allenthalben vor;
eigentliche Verfassungsstaaten kennt Asien nicht —
Zum Schluß bringen wir folgende allgemein interessierende stati—
stische Mitteilungen: