120 Deutschland und die Schlacht im Teutoburgerwalde.
heißeste Wunsch seines Herzens war, sein Vaterland von den Un¬
terdrückern zu befreien. Im angehenden ManneSalter kehrte
Hermann in die Heimath zurück und leitete mit kluger Vorsicht
eine Verschwörung ein. Dieß gelang ihm um so leichter, da er
bei Quintilius Varus, dem damaligen römischen Statthalter
am Rhein, in großer Gunst stand, und der Römerhaß bei den
deutschen Völkerschaften durch Einführung römischer Gesetze und
Gebräuche, sowie durch den Uebermuth und die Bedrückungen
der Fremdlinge aufs höchste gesteigert war. Ein Volk an der
Weser mußte auf Hermanns Anstiften einen Aufstand erregen,
und da Varus sieb mit seinen besten Truppen aufmachte, densel¬
ben zrr dämpfen, so erbot sich ihm Hermann als Wegweiser. Er
führte die drei Legionen tief in den Teutoburgerwald hinein, eine
Gegend voller Moräste und Sümpfe, wo beinahe gar keine Le¬
bensmittel zu finden waren, und die Wege sich durch enge, von
hohen Bergen umgebene Thäler hinzogen. Bei den Quellen der
Lippe verließ er plötzlich das Heer, stellte sich an die Spitze seiner
Cherusker und überfiel mit einem furchtbaren Kriegsgeschrei die
Sorglosen. Entkräftet durch die Anstrengungen eines äußerst
beschwerlichen Zuges bei stürmischer, regnerischer Witterung,
konnten die Römer einem so wüthenden, mit großer Schnelligkeit
ausgeführten Angriffe nur schwachen Widerstand entgegensetzen.
Das ganze Heer wurde in dreitägiger Schlacht vernichtet; Varus
stürzte sich aus Verzweiflung in sein eigenes Schwert; wer den
erbitterten Deutschen lebendig in die Hände fiel, hatte ein hartes
Schicksal. Nur wenige entrannen, um die schreckliche Kunde
nach Rom zu bringen. Der Kaiser selbst gerieth in die größte
Bestürzung; er zerriß sein Gewand, ließ sich zum Zeichen seiner
Trauer Haupthaar und Bart wachsen, und rief unaufhörlich:
„Varus gib mir meine Legionen wieder!"
So ward Hermann der Retter deutscher Freiheit. Sein
Muth, seine Klugheit und Kriegserfahruug machte trotz der Un¬
einigkeit der germanischen Stämme alle fernern Versuche der
Römer zur Wiedereroberung ihrer Besitzungen fruchtlos. Endlich
fiel er in seinem sieben und dreißigsten Lebensjahre als ein Opfer