Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

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aber die Unterthanen drückten und schatzten sie aller Enden. Es trug 
sich nun einmal zu, dass der Landgraf jagen ging auf dem Walde und traf 
ein Wild an; dem folgte er nach so lange, dass er sich verirrte, und ward 
benächtiget. Da gewahrte er eines Peuers dureh die Bäume, richtete sich 
danach und kam in die Rubla, zu einem Hammer oder Waldsehmiede. Der 
Furst war mit schlechten Kleidern angethan, hatte sein Jagdhorn umbängen. 
Der Schmied frug, wer er wäre? „Des Landgrafen Jäger.“ Da sprach der 
Schmied: „Pfui des Landgrafen! wer ihn nennt, sollte allemal das Maul 
wischen, des schwachherzigen Herrn!“ Ludwig sehwieg, und der Schmied 
sagte zuletzt: „Herbergen will ich dieh heut; in dem Schuppen da findest 10 
du Heu, magst dich mit deinem Pferde behelfen; aber um deines Herrn 
willen vill ich dich nicht beherbergen.“ Der Landgraf ging beiseit, konnte 
nicht schlafen. Die ganze Nacht arbeitete der Schmied, und wenn er so 
mit dem grossen Hammer das Eisen zusammen sehlug, sprach er bei jedem 
sSchlag: „Landgraf, werde hart! Landgraf, werde hart vie dies Eisen!* 
und schalt ihn und sprach weiter: „Du böser, unseliger Herr, was taugst 
du den armen Leuten zu leben? Siebst du nicht, wis deine Räte das Volk 
plagen und mären dir im Munde?“ Und erzahlte also die lüebe lange Nacht, 
das die Beamten für Untugenden mit den armen Unterthanen übeten. 
Clagten dann die Unterthanen, so wäre niemand, der ihnen Hilfe thäte; 20 
denn der Herr nähme es nicht an, die Ritterschaft spottete seiner hinter- 
rũucks, nennten ihn Landgraf Metz und hielten ihn gar unwert. Unser 
FPurst und seine Jager treiben die Wölfe ins Garn, und die Amtleute die 
roten Fuchse (die Goldmünzen) in ihre Beutel. Mit solehen und andern 
Worten redete der Schmied die ganze lange Nacht zu dem Sehmiede- 
gesellen; und wenn die Hammerschläge kamen, schalt er den Herrn und 
hiess a bart verden wvie das Eisen. Das trieb er bis zum Morgen; aber 
der Landgraf falste alles zu Obren und Herzen und ward seit der Zeit 
seharf und ernsthaft in seinem Gemüt, begann die Widerspenstigen zu 
zwingen und zum Gehorsam zu bringen. 
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53. Landgraf Ludwig der Eiserne baut eine Mauer. 
Gage. — Bruder Grimm.) 
Einmal führte der eiserne Landgraf den Kaiser Priedrich Rotbart, 
seinen Schwager, nach Nauwburg aufs Schloss. Da ward der Raiser von 
seiner Schwester freundlich empfangen und blieb eine Zeit lang bei ihnen. 835 
Eines Morgens lustwandelte der Kaiser, besan die Gebàude und ibre Ein- 
richtung und trat hinaus auf den Berg, der sieh vor dem Schlosse aus- 
breiteto. „Eure Burg,“ sprach er, „behagt mir wohl; doch vermisse ich 
Mauern hier vor der Kemnate, welehe doch aueh befestigt sein sollte.“ 
Der Landgraf erwiderte: „Um die Mauern sorge ich nicht; die kann ich 40 
schnell schaffen, sobald ieh ihrer bedarf.“ Da fragte der Kaiser; „Wiso 
bald kann denn eine gute Mauer hier gebaut werden?“ — „Dazu bedarf's 
nicht einmal drei Tage,“ antwortete Ludwig. Der Raiser lachte und sprach: 
„Das waäre ja ein Wunder und möchte kaum geschehen, wenn auch alle 
Steinmetzen des deutschen Reiches hier beisammen waren.“ Es war aber 
die Zeit, wo der Kaiser zu Tische ging; da entbot der Landgraf durch 
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