308 Bilder aus dem norddeutschen Gebirgslande.
die westlichen und sehenswürdigsten aneinander stehen. Durch die
zwischen dem dritten und vierten Felsen hindurch führende Heerstraße
von Horn nach Paderborn zerfällt die letztere Gruppe wieder in zwei
Partieen, von denen die westliche die merkwürdigste ist.
Der erste Felsen ruht jäh und abschüssig auf dem Wieseugruude
eines eugen Thüles, durch das sich ein Bach schlängelt; er ist der
mächtigste von allen und von seinem östlichen Fuße an ea. 23 m, an
dem westlichen fast 36 m hoch und beinahe ebenso breit. An seiner
nördlichen Felsenwand sieht man die Abnahme Christi vom Kreuze in
halbrunden Figuren von kolossaler Größe eingemeißelt; trotz der Ro-
heit der Ausführung läßt das Relief eine würdige, einfach edle Kom-
Position erkennen, die höchst wahrscheinlich dem Zeitalter der Kreuzzüge,
etwa dem zwölften Jahrhundert angehört, einer Zeit, aus der fönst
nur noch wenige deutsche Steinskulpturen erhalten sind. Daneben ist
in eine besondere Felsenwand eines Vorsprungs das Grab Christi in
Gestalt eines fränkischen Sarkophags eingehauen. Unter und hinter
der Darstellung der Kreuzesabnahme findet sich eine mehr als 10 m
lange, 3 m breite und in der Mitte 2 bis 3 m hohe Grotte aus¬
gehöhlt, zu der vier Eingänge führen. Den östlichen Eingang bewacht
gleichsam eine nur noch schlecht erhaltene Kolossalstatue des Apostels
Petrus mit Schlüssel und Schwert. Die Grotte krümmt sich in dem
Felsen nach rechts bis an eine durch das Gesteiu gehauene, etwa 2 m
hohe und 1 m breite, in einen Halbbogen geschlossene Fensteröffnung,
durch die vou der Ostfeite her Licht hineinfällt. Neben der größeren
läuft noch eine andere, 4 m lange, 2 m breite und fast 2 m hohe Höhlung
in den Felsen hinein, die, obwohl von der Grotte getrennt, sich doch
an ihrem Ende in dieselbe öffnet. Eine eingehauene Wendeltreppe von
88 Stufen führt auf den 6 in langen und 2 bis 3 m breiten Gipfel
des Felfeus, der mit Quadern eingefaßt und mit einem steinernen
Tische versehen ist. — Der zweite Felsen, östlich dicht neben diesem
stehend und nur durch einen Spalt von ihm geschieden, ist weit
schmäler, aber etwas höher als der erste; auf seinem Gipfel ist eine
5 m lange und 3 m breite Kapelle ausgehöhlt mit einem gleichfalls
aus dem Felsen gehauenen Altartisch, vor dem ein mehr als 2 m
hoher, mit Stufen versehener einzelner Block liegt, den man die Kanzel
nennt. Auf diesen zweiten Felsen kann man nur vermittelst einer
hölzernen Brücke von dem ihm ostwärts zunächst liegenden dritten ge?
langen, auf dessen Gipfel eine in den Sandstein gehauene schmale
Treppe führt. Zwischen dem dritten und vierten Felsen geht die schon
erwähnte Heerstraße hindurch wie durch ein von der Natur gebildetes
Thor mit riesenhaften Eckpfeilern. Die übrigen Felsen der Gruppe
bieten weniger Merkwürdiges dar.
Die Extersteine scheinen nicht sowohl die Trümmer eines von der
Gewalt der Fluten ausgewaschenen, vormals großen Sandsteinlagers,
als vielmehr in der Urzeit durch nordische Gletscher hierher gelangt zu
sein. Urkundlich kommen sie zuerst im Jahre 1093 vor, wo eine edle
Familie im Lippischen den „Agisterstein" dem Kloster Abdinghof über-