Full text: Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart (Bd. 2)

168 Die ozeanische Inselwelt. 
heimatlichen Gestade zurück. Unterdes hatte Wilson ein neues Schiff ge¬ 
baut, und mit Zurücklassung eines einzigen Europäers verließ er die Insel, 
nachdem er auf Bitten des Häuptlings noch dessen Sohn mitgenommen 
hatte, damit er in England die Künste der Weißen lernen möge. 
Der junge Mann starb in London an den Blattern, als er bereits 
einige recht hübsche Anfänge im Lernen gemacht hatte. Die günstige 
Schilderung, welche Wilson von den Insulanern entwarf, stand jedoch im 
grellen Widerspruche mit den Beschreibungen, welche uns von den diese 
Insel später besuchenden Spaniern, Briten und Nordamerikanern gemacht 
wurden. In neuester Zeit siud uns eingehendere Mitteilungen über diese 
Inselgruppe von einem deutschen Gelehrten, Professor Dr. Karl Semper 
in Würzburg, gemacht worden, der sich längere Zeit auf den Palan-Jnseln 
aufgehalten hat. Er bestätigt im allgemeinen das Urteil Wilsons und 
schildert die Eingeborenen als gutartige, dankbare, gastfreundliche und sehr 
friedfertige Menschen. Wer sich über sie zu beklagen gehabt hat, wird 
wohl durch sein Auftreten selbst daran schuld gewesen sein, daß sich die 
Insulaner anders benahmen. Gegenwärtig sind die Palan-Jnseln mit 
circa 10 000 malaiischen Bewohnern bevölkert. 
Segelt man von den Palan-Jnseln westlich, so gelangt man zu den 
eigentlichen Karolinen oder neuen Philippinen, einem fast 3000 km 
langen Archipel von ebenso vielen uud uur kleinen Inseln, welche wiederum 
vier besondere Gruppen bilden. Obschon bereits 1686 von dem spanischen 
Kapitän Lazeano zu einem geringen Teile entdeckt, sind sie doch erst durch 
Seefahrer unsres Jahrhunderts, durch Duperrey und Dumout d'Ur- 
ville, besonders aber durch den russischen Kapitän Lütke, welcher sich 
während seiner Reise um die Welt in den Jahren 1826—29 ein halbes 
Jahr mit der genauen Untersuchung dieser Inseln beschäftigte, bekannt ge- - 
worden. Seine Arbeit ist so vorzüglich, daß wir kein Jnselgebiet der 
Südsee besitzen, welches mit der Ausführlichkeit und Genauigkeit erforscht 
worden ist, wie die Karolinen, und der russischen Marine gebührt der 
Ruhm, dieses Gebiet der Thätigkeit zuerst betreten zu haben. Die Inseln 
sind teils höhere, teils niedrigere. Die ersteren sind meist durch Vulkane 
oder Erdbeben entstanden und zeichnen sich durch hohe Berge aus, welche 
mit dichten Waldungen besetzt sind, so daß die Bewohner mehr am Strande 
leben und nur selten in das geheimnisvolle Duukel der Wälder tiefer ein- 
dringen. Merkwürdig dagegen ist die Bildung der Niedrigen Inseln, und 
ich kann nicht umhiu, einiges davon mitzuteilen, bevor ich noch von den 
Bewohnern spreche. 
Die Niedrigen Inseln sind Korallengebilde und bestehen aus lauter 
Juselkreisen uud Inselketten, welche als Berge und Bergketten, zum Teil 
selbst als ehemalige feuerspeiende Berge bis fast an den Rand des Wassers 
emporragten. Aus diesen Wänden setzen sich die Polypen fest, und ob- 
wohl dieselben nur klein und unbedeutend sind, so sind sie doch so zahlreich,
	        
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