Vereinigung sämtlicher Kolonien unter die Krone von England. ZZ
Neun Kolonien stimmten für den Antrag, und Franklin, Jesfersou,
John Adams, Roger Sherman und Robert R. Livingston wurden zum
Ausschuß ernannt, der den Entwurf der Erklärung abfassen sollte. Jeffersou
schrieb den Entwurf, der mit einigen unwesentlichen Änderungen von dem
Ausschuß angenommen und dem Kongreß vorgelegt wurde. Nach längerer
Debatte, die eine Änderung mehrerer Stellen veranlaßte und namentlich
zur Unterdrückung eines Passus über die Sklaverei führte, wurde die
Erklärung von den Vertretern der 13 Kolonien am 4. Juli 1776 an-
genommen.
Die Schlußnoten des Instruments, in denen die Unabhängigkeit aus-
gesprochen wurde, .sind von weittragender Bedeutung in dem eigentüm-
lichen Entwicklungsgänge des amerikanischen Staatsrechts gewesen. Die-
selben lauten:
„Wir, die Repräsentanten der Vereinigten Staaten Amerikas . . .
erklären deshalb im Namen und durch die Befugnis des guten Volkes
dieser Kolonien ..., daß diese vereinigten Kolonien freie und unabhängige
Staaten sind."
Mit wechselndem Glücke stritten die Nordamerikaner unter dem großen
Washington fast bis zur Erschöpfung, zuletzt jedoch von den Franzosen
wirksam unterstützt, erfolgreich gegen die bei weitem kriegstüchtigere englische
Armee, welche die abtrünnigen Tochterstaaten wieder dem Mutterlande
unterwerfen sollte. Endlich des langen Kriegführens müde, ward im
Frieden von Versailles (3. September 1783) von Großbritannien die Un-
abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Nordamerika anerkannt und der
transatlantischen Republik eine erweiterte Grenze nach Kanada und Neu-
schottland hin zugesprochen. Auch die benachbarten Indianer begaben sich
nach und nach, freiwillig oder gezwungen, unter den Schutz des siegreichen
Staatenbundes, an dessen Spitze als erster Präsident der edle Washington,
einer der größten und verehrungswürdigsten Männer aller Zeiten, trat.
Am 4. Juli 1876 ward in den Vereinigten Staaten der hundertjährige
Bestand ihres Bundes und ihrer republikanischen Verfassung gefeiert. Die
erhebenden Kundgebungen, welche diese Gelegenheit überall veranlaßte,
wo das Sternenbanner weht, in der Zentennialstadt Philadelphia und selbst
in der kleinsten Ansiedelung, ja in jedem Blockhause, haben auch, abgesehen
von jedem vaterländischen Hochgefühl, die weitgehendste Berechtigung. Die
Entwickelung der Vereinigten Staaten vom Jahre 1776 bis zum Jahre
1876 und weiter noch bis heute umfaßt ja auch ein großes Stück mensch-
lichen Fortschritts und bildet das glänzendste Ergebnis der auch in andern
Weltteilen erprobten germanischen Kolonisationstüchtigkeit. Die errungene
Selbständigkeit Nordamerikas begründet nicht bloß seine Größe und seine
Vorherrschaft in der Neuen Welt, sie eröffnete auch dem germanischen
Stamme eine unbegrenzte Zukunft.
Wir Deutschen vor allen dürfen uns dessen freuen. Es ist wahr,
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