Full text: Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart (Bd. 2)

Die Sozietäts- oder Gesellschaftsinseln. 133 
uns mit jubelndem Freudengeschrei begrüßten. Eine Menge Kanoes, mit 
allerlei Lebensmitteln beladen, stieß eiligst vom Ufer, und bald war unser 
Schiff von jauchzenden Tahitiern umgeben. Ich erteilte ihnen die auch 
augenblicklich benutzte Erlaubnis, das Schiff zu ersteigen. Mit ihren 
Waren auf dem Rücken erkletterten sie unter Scherzen und Lachen schnell 
das Verdeck, welches sich nun in einen lebhaften Markt verwandelte. Scherz 
und Freude nahmen kein Ende. Lachend wurden die Waren angepriesen, 
lachend der Handel geschlossen. Bald hatte jeder Tahitier sich einen russischen 
Freund gewählt, dem er unter den zärtlichsten Umarmungen den Wunsch 
begreiflich machte, seinen Namen mit ihm zu tauschen. Indessen hatte die 
schnell gefaßte Zuneigung allen Anschein der Aufrichtigkeit und Herzlichkeit. 
Kaum war eine Stunde verflossen, als man auf dem Verdeck nichts als 
die zärtlichsten Freunde paarweise Arm iu Arm herumwandern sah. Man 
hätte glauben sollen, wir wären schon jahrelang hier gewesen. Kleidungs- 
stucke hatten den höchsten Wert für die Tahitier. Wer ein solches erhandelt 
hatte, sprang wie ein Besessener umher." 
Durch die Einführung des Christentums sind Leben, Wohnungen, 
Hausgeräte, Handel u. s. w. auf den Gesellschaftsinseln anders geworden. 
Ehemals waren die Bewohner schön tättowiert, jetzt sind es nur noch die 
älteren Personen; die Morais, Orte, wo man den Toten eine göttliche Ver- 
ehrung bewies, sind zerstört, die Götzenbilder verbrannt oder zerhackt 
(Pomare benutzte zum Beweise, daß die Götzen machtlos seien, das Bild 
des Hauptgötzen eine Zeitlang als Hackeklotz), und das Tabu oder der 
heilige Bann ist abgeschafft. Diese überaus fruchtbaren Inseln stehen, 
trotz mehrfacher Versuche der Eingeborenen, das lästige Joch abzuschütteln, 
unter dem Schutze der französischen Regierung. Der Hauptort und Sitz 
des französischen Vertreters und der Behörden ist Papete oder Papiti, 
das uns als ein reizend gelegenes Dorf geschildert wird, in dem neben 
den dürftigen Hütten der Eingeborenen die fest gebaute Wohnung des 
Gouverneurs und der sogenannte königliche Palast stehen. Während wir aber 
rings auf den übrigen Eilanden und Inselgruppen der Südsee, welche 
unter englischer oder amerikanischer Hoheit stehen, die erfreuliche Bemerkung 
machen, daß die Insulaner für die Kultur gewonnen worden und ihre 
schöne Heimat für Handel und Gewerbe nutzbringend wird, fo fehen wir 
auch hier, daß die Franzosen für das Kolonisieren kein Verständnis haben 
und wohl die äußerlichen Formen des Christentums notdürftig beizubringen 
verstanden, im ganzen aber das Wohlbesinden der Insulaner nicht besserten. 
Die Gruppe zählte zu Cooks Zeiten 240 000 Einwohner, nach der Zählung 
von 1881 ist sie jetzt jedoch nur noch von 16 000 Menschen bewohnt. 
Von dieser Gruppe begeben wir uns weiter östlich und gelangen nach 
Paumotu oder zu dem Archipel der Niedrigen Inseln. Die- 
selben sind für die Seefahrer ungemein gefährlich, indem die Inseln infolge 
vulkanischer Erhebungen und der fortgefetzten Thätigkeit der Korallen-
	        
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