A. Der Heimatort. 7
Da der Fußboden des Schulzimmers viereckig ist, so muß es die Ab-
bilduug auch sein. Wir legen die Tafel wagerecht so vor uns auf den Tisch,
daß die Außenwand links von uns ist. Wie laug wird in der Zeichnung
die Vorderwand? Wir zeichneu sie obeu au der Wandtafel (im Heft) von
links nach rechts, i) Die beiden Seitenwände setzen wir (mit Hilfe eines
Winkellineals oder eines Buches) rechtwinkelig an die obere Linie in den
Endpunkten an und ziehen sie nach unten. Wie lang ist jede der beiden
Wände zu zeichnen? Verbinde die Endpunkte der beiden Linien mit-
einander! Miß die Läuge der unteren Linie und überzeuge dich, ob sie
der 10. (100.) Teil des wirklichen Maßes ist! Die Dicke der Wände bleibt
vorläufig außer acht. — Hierauf messen Schülerinnen den Abstand der Thür
von der nächsten Zimmerecke und die Breite der Thür; ebenso verfahren
wieder audere mit den Fenstern, dem Ofen, dem Katheder, dem Klassen-
schrank, den Bänken und Tischen. Nach den gefundenen Maßen wird der
Grundriß weiter fortgeführt.
Den Platz der Thür und der Fenster giebt man dadurch an, daß ein
entsprechend großes Stück der Wandlinie weggewischt und der so ent-
standene leere Raum bei den Fenstern mit Punkten ausgefüllt wird. Die
Plätze, die der Schrank, das Katheder und die Bäuke einnehmen, erscheinen
als kleine Vierecke, der Platz des Ofens, je nach der Gestalt des letzteren,
als Kreis oder Viereck. Die Lage der Dielen des Fußbodens giebt man,
um Zeit zu sparen, entweder gar nicht oder doch nur nach dem Augenmaße
an. Dann wird noch die Dicke der Maueru an den Fenstern und an der Thür
gemessen und mit dem Ergebnisse dieser Messung die Zeichnung vollendet.
Wenn die Schülerinnen unter ihrer eigenen Mithilfe so den Grundriß ent-
stehen sehen, regt sich ganz von selbst in ihnen der Wunsch, anch ihrerseits eine
solche Zeichnung in ihrem Hefte vorzunehmen.
Sie begreifen ohne weiteres, daß sie einen noch kleineren Maßstab anwenden
müssen (am zweckmäßigsten den von 1:100). Auch ohne großen Zeitaufwand
lassen sich erfahrungsmäßig solche Zeichnungen mit leidlicher Richtigkeit herstellen.
Der Lehrer wird aber die Schaffenslust seiner Schülerinnen sehr anregen, wenn
er ihnen eine selbstgefertigte sanbere Zeichnung vorlegt, wie etwa Fig. 1, S. 8.
Da der Maßstab den 10. Teil (in der Heftzeichnung den 100. Teil)
des wirklichen Maßes beträgt, so schreiben wir unter den Gruudriß: Maß-
stab 1:10 (1 :100), gelesen 1 zu 10. Der verjüngte oder verkleinerte
Maßstab giebt stets an, den wievielten Teil die Linien der
Zeichnung von den entsprechenden Längen in der Wirklichkeit
bildend) Je größer die zweite Zahl, desto kleiner der Maßstab.
1) Der Grundriß wird vorerst ohne Rücksicht auf die Lage des Schulzimmers
zu den Himmelsgegenden gezeichnet. Was links vom Zeichnenden ist, kommt links,
was rechts liegr, rechts, was vor ihm ist, oben, was hinter ihm ist, unten hin. Nur
so finden sich die Schülerinnen leicht zurecht. Daß dabei unter Umständen N. nicht
oben, S. nicht unten n. s. w. hinkommt, schadet nichts. Jni Gegenteil, es ist gut,
wenn die Schülerinnen verstehen lernen, daß die übliche Lage der Himmelsgegenden
an der Tasel (Karte) nur aus Ubereinkommen beruht.
2) Von Anfang an sind die Schülerinnen darauf hinzuweisen, daß bei der-
artigen Zeichnungen immer nur der Längenmatzstab angegeben wird. Der Unter¬
schied und die Bedeutung des Längen- (oder Linear-) und des Flächenmaßstabes läßt
stch den Schülerinnen mittels einiger quadratischen Papierstückchen oder Steinchen
leicht und sicher begreiflich machen.