Full text: Lehrbuch für die beiden ersten Jahre des erdkundlichen Unterrichts (H. 5 [Lehrerh.])

A. Der Heimatort. 
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Baumes u. s. w. am kürzesten. Dies ist am Mittag der Fall.^) Die Gegend, 
nach der der kürzeste Schatten fäüt2), nennt man Mitternacht oder Norden; 
ihr gegenüber liegt Mittag oder Süden, d. i. die Gegend, über der die 
Sonne am Mittag steht. Die Linie, die in die Richtung des kürzesten 
Schattens fällt, heißt Nordsüd- oder Mittagslinic. 
Durch den Fußpunkt der Stange legen wir rechtwinkelig zur Mittags- 
linie eine gerade Linie. Sehen wir nach N., so zeigt die rechte Hälfte 
dieser Linie nach der Gegend, in der die Sonne aufgeht, d. i. Morgen 
oder Osten, die linke nach der Gegend, in der die Sonne untergeht, d. i. 
Abend oder Westen. 
N., O., S. und W. heißen mit einem Worte Himmelsgegenden; 
sie werden durch den Stand der Sonne bestimmt. Warum kann man 
wohl auch statt O. Morgen, statt W. Abend, statt S. Mittag und statt 
N. Mitternacht sagen? 
Alles, was von uns aus nach N. liegt, ist nördlich gelegen u. s. w. 
Nun kommt es auch vor, daß etwas nicht nach N. n. s. w., sondern zwischen 
zwei der genannten Himmelsgegenden liegt. In der Mitte zwischen N. und 
O. liegt N.O., in der Mitte zwischen S. und O. liegt S.O. u. s. w. N.O., 
S.O., S.W. und N.W. nennt man Neben-Hinunelsgegenden. Sie werden 
nach der Lage zu den Haupt-Himmelsgegenden benannt, die N., O., S. 
und W. heißen. Beim Schreiben kürzt man die Namen der Haupt-Himmels- 
gegenden ab, indem man nur die Anfangsbuchstaben setzt. Die Neben- 
Himmelsgegenden schreibt man wie folgt: N.O. für Nordost u. s. w. 
d) Orientierungsübungen.3) Zeige mit der Hand und sprich: Da 
ist O., weil dort die Sonne ausgeht; da ist S., weil dort die Sonne am höchsten 
steht; da ist W., weil dort die Sonne untergeht; da ist N., weil dahin mittags 
der Schatten fällt. Wende ich das Gesicht nach N., so liegt hinter mir 
S., rechts von mir O., links W. Wende ich das Gesicht nach W., so 
liegt u. s. w. Nach welchen Himmelsgegenden hin liegen die Wände des 
Zimmers? Seine Fenster? Seine Thür? Tritt aus der Bank heraus und 
marschiere nach O., W. n. s. w.! Breite deine Arme so aus, daß die rechte 
Hand nach O., die linke nach W. n. s. w. zeigt! Gieb nach den Himmels- 
gegenden die Lage der Gegenstände im Zinuner zu einander an! Wie sitzt du 
(nach der Himmelsgegend bezeichnet) von der Mitschülerin N. ans gerechnet? 
Welche Kante des Schultisches liegt nach N., O., S., W.? Gieb die Himmels- 
richtnngen an, auf die wir zugehen, wenn wir von unserm Schulzimmer aus 
1) Daß die Zeit des kürzesten Schattens nicht überall 12 Uhr mittags ist, bleibt 
hier unerwähnt. 
2) Da der Augenblick, in den: der kürzeste Schatten eintritt, in der oben an- 
gegebenen Weise schwer wahrnehmbar ist, so wird die gefundene Mittagslinie von 
der genauen Richtung leicht etwas abweichen. Dennoch ist die durch obige Beobachtung 
und Messung erreichte Genauigkeit für diese Unterrichtsstufe ausreichend. — Mittels, des 
Schattens, den ein senkrecht in die Erde gesteckter Stab mittags 12 Uhr wirft, die 
Himmelsgegenden zu bestimmen, dürfte insofern zweckmäßig sein, als es, besonders 
m großen Städten, schwer ist, die Sonnenauf- und Untergänge in früher Morgen- 
und später Abendstunde zu beobachten. 
3) Hier muß wie überall gründlich geübt werden; wo sicheres Zurechtfiudeu 
nach den Himmelsgegenden fehlt, da entbehrt die Schülerin eine der wichtigsten Grund- 
lagen des erdkundlichen Unterrichts.
	        
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