Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn
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Köhlerborn, eine im Waldesdunkel aus dem Bergeshang hervorsprudelnde
Quelle im oberen Salzbachtale.
Nicht weniger anziehend ist ein Gang auf den im Norden der Stadt
sich erhebenden pfaffenwald. Durch die Vingerte zieht sich ein Pfad hinauf
zum Kussichtstempelchen, von wo man einen fesselnden Blick aus Büdingen,
den Herrnhaag, die Nonneburg und die hardeck bis hin zum fernen Tau-
nus genießt.
Die weitere Umgebung der Kreisstadt.
Eine kurze Eisenbahnfähre) bringt den Neisenden von Büdingen aus
in 10 Minuten nach der Station Mittelgründau, im Tale des Gründau-
baches gelegen, Weiter oberhalb breitet sich auf der rechten Gründauseite
das Dorf Haingründau aus, in dessen Nähe bedeutende Kalksteinlager aus-
gebeutet werden. Mittelgründau liegt unterhalb der genannten Station in
einem Seitentälchen. Der den (Drt durchfließende Haselbach teilte ihn früher
in die Dörfer Buchen (links) und Mittelgründau (rechts), von welchen letz-
teres 1816 von Isenburg an Kurhessen fiel. 1866 wurde der Ortsteil von
Preußen eingetauscht.
Läßt man von Büdingen aus den Blick nach Süden schweifen, so ge-
wahrt man überm Wiesental drüben aus der höhe ein Kirchlein, das Gottes¬
haus des Kirchspiels Herrnhaag, wohin die Dörfer Lorbach» Diebach a. I).
und Vonhausen eingepfarrt sind. Kn der Stelle des Kirchleins stand das
im Jahre 1260 gegründete Nonnenkloster. Der in der Nähe stehende fürst-
liehe Gutshof Herrnhaag erinnert an den Grafen Zinzendorf, der hier im
Jahre 1738 mit Genehmigung des Büdinger Grafen eine Kolonie schuf,
die weltbekannt wurde. Innerhalb 12 Jahren hatte der Grt 22 größere
Bauwerke mit nahezu 1000 Einwohnern und verschiedenen Lehranstalten
aufzuweisen,' doch mußte Zinzendorf wegen Meinungsverschiedenheiten mit
der Büdinger Herrschaft den Grt bald wieder verlassen, und seine Kolonie
löste sich 1750—1753 auf. Die Bewohner verzogen größtenteils nach Thü-
ringen und Rheinland (Neuwied). Das im Jahre 1747 erbaute Wohnhaus
des Grafen, das Schwesternhaus und das Thorhaus der ledigen Brüder
stehen noch - auch der Friedhof, auf welchem Personen aus fast allen be-
kannten Ländern der Erde, sowie drei Kinder und ein Schwager Zinzen-
dorfs beerdigt sind, ist noch zum Teil erhalten. Im 19. Jahrhundert war
der Haag durch seine Strumpffabrikation, später durch seine bedeutende
Handelsgärtnerei bekannt. Südlich von Diebach erhebt sich auf steilem Berg-
Kegel die im 16. Jahrhundert als Nesidenz einer I)senburger Drafenlinie
*) Der Tunnel zwischen Büdingen und Mittelgründau ist 531 m, der bei Ran¬
stadt 570 m lang.