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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 11.
der Solmser Hof vorhanden. In den an den Norden der Lurg sich
lagernden altertümlichen Straßen fällt uns zunächst das gotische, zwei-
schiffige Gotteshaus auf. Sein Thor ist das untere Stockwerk des quadra-
tischen Turmes, ferner sei das rechteckige, mit Staffelgiebeln versehene
Rathaus erwähnt, das einen auf vier Strebern ruhenden Erker und ein
spitzbogiges Eingangstor hat. Endlich nennen wir das mit rechteckigem
Erker gezierte Schulhaus, welches einstmals als Krankenhaus diente.
Kuf dem Steinberge im Osten der Stadt liegen um einen mächtigen
Lasaltblock vier durchlochte Steine, vielleicht hat man es hier mit einem
altgermanischen Opferstein zu tun. Westlich von Gunzenberg erhebt sich ein
Hügel, im Volksmunde ,,Galgenberg" genannt, auf dem zwei sechsseitige,
durch Strebepfeiler befestigte Säulen stehen. Wir haben hier die Überreste
eines mittelalterlichen Galgens vor uns. — Wenn ein Flurname: ,,5im
Lobenheimer" heißt, so erinnert uns dieser an die einstmalige Ortschaft
Bobenheim. — Von Münzenberg führt eine Straße in südwestlicher Nich-
tung in das Dorf Fockenberg an der Wetter (1200 Einwohner). Das einstige
Kloster der Zisterzienser, Marienschloß, wurde am Anfang des vorigen
Jahrhunderts aufgehoben und die Gebäude, die in der Neuzeit bedeutende
Erweiterungen erfahren haben, dienen nun als Landeszuchthaus. Die
im Nokokostiel erbaute Klosterkirche birgt einen reich mit Statuen aus-
gestalteten Marienaliar, während die Ortskirche einen Hochaltar im No-
KoKostil und geschnitzte Beichtstühle aus der Krnsburger Stiftskirche be-
sitzt. Eine hübsche Kapelle gehört der evangelischen Gemeinde. Das einst-
mal? fiskalische Gut hat die Gemeinde erworben. Der Hof ist eine durch
Türme und zinnengekrönte Mauern umringte befestigte Anlage (die
alte Roggenburg). Weiter abwärts an der Wetter liegen die Dörfer
Oppershofen (650 Einwohner), in dessen Nähe prachtvoller Wald sich
erstreckt und §teinfurth (1200 'Einwohner), das wegen seiner Herr-
lichen Nosenkulturen Weltruf bekommen hat. — Es folgen am linken
Wetteruser die Dörfchen Wisselsheim (Zw Einwohner), das einst eine kleine
Saline besaß, Rödgen (320 Einwohner), das seinen Namen wohl von aus-
roden erhalten hat und 5chwalheim, welches bis 1866 zum kurhessischen
5lmte Dorheim gehörte. Der früher genannte Waitz erbaute zu einem
Wasserrade ein langes Kunstgestänge, das Pumpen zum Kuftrieb der Sole
auf die Gradierhäuser in Nauheim bewegt. Der Sauerbrunnen und die
Löwenquelle liefern in einem wohlschmeckenden kohlensauren Wasser ein
erfrischendes Getränk, das weithin versandt wird. Es folgen die Dörfer
Vauernheim (210 Einwohner), dessen Mahlfeld und Mahlstraße wohl an
eine germanische Gerichtsstätte erinnern, und Ossenheim (350 Einwohner),
in dessen Wäldchen am dritten pfingstfeiertage ein weithin bekanntes,
gut besuchtes Fest gefeiert wird. 5lm 10. 7. 1796 fand bei den zuletzt ge-