Kreis Worms, bearbeitet von Adolf Trieb. 
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Ruinen der Burg Oberstem. Nahe bei Gffstein lag das schon seit 600 Jahren 
verschwundene Dorf Lindenheim. Heppenheim an der wiese hat ausgedehnte 
Obstanlagen und ist seiner schönen Umgebung wegen ein beliebter Kus- 
flugsort. Rn Mes-Oppenheim vorbei kommen wir nach Horchheim. Es ist 
geziert mit zwei weithin sichtbaren Kircken und bekannt durch die Kaffee- 
Essenzfabrik von Pfeiffer und Diller. hier, wie überhaupt in vielen Grten 
Nheinhessens, wird an einem Sonntage im März noch ein schönes Kinder- 
fest, das Stabausfest, gefeiert. Im muntern Zuge geht's zum Frohberge, 
auf welchem die Kinder ein Gebet verrichten. Dann kehren sie wieder lustig 
ins Dorf zurück, wo jedes einen Sommerweck erhält. Die Kinder stecken 
diesen nun an einen buntgeschmückten Stab und singen: 
,,Stawaus, Stawaus, 
em Winter gehn die He aus, 
em Sommer gehn se uff. 
Ri, ra, ro, der Summerdag is do, 
do stehn mer mit de Stange, 
der lvinter is vergangen 
heit übers Johr 
stehn mer allminanner wirre do." 
Warum aber die Kinder auf dem Frohberge beten? Da lebte 
einmal eine Frau in Horchheim, die dort oben hingerichtet wurde. Kurz 
vor ihrem Tode schenkte sie ihr ganzes vermögen der Gemeinde, bestimmte 
jedoch, daß den Kindern jedes Jahr am Stabausfeste Wecke gegeben wer- 
den sollen. Zum Danke dafür müssen nun die Beschenkten für die un- 
glückliche Frau auf dem Berge ein Gebet verrichten. 
Gegenüber von Horchheim liegt lveinsheim, dessen Bewohner meistens 
als Fabrikarbeiter in Worms tätig sind, hier beginnt auch das „Kirschen- 
fand", das sich in der benachbarten bayerischen Pfalz nach Freinsheim und 
Weisenheim hin fortsetzt. " - . 
Die Psrimm kommt aus der Pfalz und tritt bei Wachenheim in den 
Kreis. Sie fließt dann an Monsheim vorbei, wo die Bahnen nach 
der Pfalz abzweigen. Nicht weit davon liegt hohen-§Ülzen mit seinem 
neuhergerichteten, schönen Rathause und mit bedeutenden Tongruben. Ruf 
dem andern Ufer sehen wir das kleine Uriegsheim, welches bekannt ist 
durch seine Sandwäscherei. Weiter abwärts erblicken wir die Stadt Pfed¬ 
dersheim. Sie war früher mit Mauern befestigt. Wir sehen hier noch etliche 
Mauertürme, in denen zum Teil Wohnungen hergerichtet sind. Die Mauer 
selbst ist fast noch ganz erhalten, und überall sind Häuser dicht daran ge- 
baut. Rutzerdem umgab noch ein tiefer Graben die Stadt. In der Nähe be- 
findet sich der St. Georgenberg, auf dem früher ein Kloster stand, das aber 
vollständig verschwunden ist. Zwei blutige Schlachten wurden hier ge- 
schlagen. Da erging es den Bewohnern sehr schlecht. Pfeddersheim ist 
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