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hat sich erst durch lebhaften Holzhandel und dnrch die Einrichtung der Weser-
dampfschiffahrt und weiter durch große Fabriken in jüngster Zeit zu heben begonnen-
Von Münden bis Hameln im Wesertale.
„Zur Betrachtung des Wesertales bietet sich im Sommer durch
regelmäßig fahrende Personendampfer Gelegenheit. Am Morgen um
9 Uhr nimmt man von Münden Abschied und langt am Abend um
6 Uhr in Hameln an, voll von Bewnnderuug über die Herrlichkeiten
dieses schönen Tales. Das Flußtal ist auf dieser Strecke von der eigen-
artigen Schönheit, wie sie die Maler und Dichter lieben; wir haben
hier die malerische und romantische Weser vor uns. Wenn auch die
Berge hier nicht edlen Wein tragen, sondern rauschende Buchenwälder,
so fehlen doch nicht die „goldenen Saaten in den Tälern" und die
saftigen Wiesen und blumigen Anger. Spiegeln sich auch nicht ragende
Dome in den Fluten, so blicken dafür aus dem Kranze von Wiese,
Wald und Garten die freundlichen Weserstädtchen und reichen Dörfer,
die dem Fragenden aber auch vou eiuer tausendjährigen Gefchichte oder
von ehrwürdigen Sagen zu erzähleu wissen.
Das Flußtal ist von Münden ab recht eng. In Windungen zieht
der Fluß dahin; au einigen Stellen drängen sich die Berge so nahe an
die Weser, daß der schöne Sandstein aus den großen Brüchen der Berg-
wand gleich in die Kähne verladen werden kann. In flachem Bette stießt
das Wasser dahin, so daß in dürren Sommern die Schisfahrt zeitweilig ein-
gestellt werden muß. An besonders engem Tor ragt ein altersgrauer
Turm am Fluffe auf, der Rest der Bramburg, von der aus die Weser-
schisse geplündert wurden, bis Herzog Erich von Calenberg die Feste in
Asche legte. Weiter stromab winkt das Kreuz der Klosterkirche von
Bursfelde herüber, um die herum im stillen Waldtale die frommen
Mönche schon vor achthundert Jahren ihre Gärten und Felder pflegten.
Nach der Einmündung der Schwülme von rechts biegt die Weser
bei Bodenselde nach Westen um; sie weicht den festen Sandsteinmassen
des Sollings aus, die ganz sanst zum Spiegel des Flusses absteigen.
Das linke User ist von der Mündung der Diemel bei Karlshasen an
recht steil, so steil, daß sür die Landstraße durch Sprenguug Raum ge-
schafft werden mußte. Die steilen Wände bestehen aus Muschelkalk. Bis
uuterhalb der regsamen brauuschweigischeu Stadt Holzminden stießt der
Flnß auf der Scheide zwischen Muschelkalk und Sandstein. Er hat
im Laufe der Jahrtausende die Kalkwände unterwaschen und zum Ein-
stürz gebracht. Wo dann aus der Kalkfläche kleine Flüffe wie die Nethe
Herzuströmen, die an der Auswaschung mitgeholsen haben, da sind breite
Talmulden entstanden, in denen alte Klöster und Städte liegen. In
diesen Talsenken kämpften die heidnischen Sachsen mit den kampsgeübten
Franken und mußten ihnen weichen. Dann stiegen die frommen Väter
hier in das Wesertal hiuab mit Kruzistx und Spaten und gewannen
das Laud den: Christentum uud der Kultur. Das Zentrum der Ver-
breitung des Christenglaubens im Sachsenlande, das stolze Kloster Korvey,
entstand hier am blinkenden Weserstrome" (Hossmann von Fallersleben.)