Zweiter Teil.
Die Bevölkerung.
Zusammenfassender Äberblick*).
1. Zahl.
Das Königreich Württemberg hat fast 2 500 000 Einw. Der Bevölke-
rungszahl nach nimmt es unter den deutschen Staaten die vierte Stelle
ein. Das kleinere, aber industriereichere Sachsen ist dichter bevölkert als
unser Land. Immerhin ist auch in Württemberg die Bevölkerung ziemlich
dicht. Sie beträgt 116 Köpfe auf 1 qkm, ist aber entsprechend der Ver-
schiedenheit des Klimas und des Bodens sehr verschieden verteilt. Das
Neckarland ist auf Grund seiner wirtschaftlichen Verhältnisse
der volkreichste Teil Württembergs. Hier vereinigt sich die Ergiebig-
feit des Bodens mit mildem Klima; dazu kommen gute Wasserkräfte uud
wichtige Eisenbahnlinien. Daher blüht hier die Landwirtschaft neben In-
dnstrie und Handel. Innerhalb des Neckarlandes drängt sich die dichteste
Bevölkerung in der Gegend von Stuttgart zwischen Zuffenhausen und
Eßlingen zusammen. Hier wohnen allein etwa 400 000 Menschen. Im
Neckarkreis, der nur einen Teil des Neckarlandes umfaßt, kommen 234
Menschen auf 1 qkm. Er gehört zu den dichtest bewohnten Gegenden
Europas. Am schwächsten besiedelt sind die Alb und der Schwarzwald. Im
Oberamt Münsingen kommen nur 44, im Oberamt Freudenstadt 61 Be-
wohner auf 1 qkm. Auch das Oberland ist nicht dicht bevölkert; im Ober¬
amt Wangen wohnen nur 64 Menschen auf 1 qkm.
Im ganzen zählt Württemberg 150 Städte, 1749 Dörfer, 3302 Weiler
und 4131 Höfe und Einzelwohnungen. Die größeren Städte machen sich
fast alle im Neckar'tal oder in dessen unmittelbarer Nähe breit; nur Ulm,
Biberach, Ravensburg, Tuttlingen und Schramberg machen eine Ausnahme.
Die zerstreuten Einzelsiedelungen und kleineren Weiler liegen im Oberland,
in der Gegend von Wangen, Lentkirch, Waldsee, Tettnang uud Biberach,
sodann im Schwäbisch-sräukischen Wald, also in den Oberämtern Ell-
Wangen, Aalen, Gaildorf und Backnang, endlich im Schwarzwald, in den
Bezirken Oberndorf und Freudenstadt. Infolge der besseren Arbeitsgelegcn-
heit der Städte und großen Jndustrieorte entvölkert sich das Platte Land
mehr uud mehr. Die Städte nehmen daher rasch zu, viele Landgemeinden
ständig ab. Unter diesem Zug vom Land zur Stadt leidet die Landwirtschaft,
der es an Dienstboten und Landarbeitern fehlt. Der Mangel an mensch-
lichen Arbeitskräften, die „Lentenot", wird in manchen Gegenden herb emp-
funden und ist trotz hoher Löhne für Knechte und Mägde nicht ganz zu bannen.
Von den Bewohnern Württembergs sind fast Vi» evangelisch, 3/xo
katholisch: im ganzen Lande zerstreut wohnen etwa 12 000 Israeliten. Der
*) Für eine höhere Stufe.