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Mittlere Geschichte.
beherrschten. Mit wachsendem Mißtrauen verfolgten Herzöge und Bischöfe
die Regierungshandlungen des jungen Königs. Und als Heinrich gar das
erledigte Herzogtum Sachsen wieder als Königsgut einziehen wollte (1072),
kam es in Sachsen und Thüringen zum Aufstand, die süddeutschen Fürsten
aber kündigten dem König den Gehorsam. Dieserhalb wandte sich Heinrich
in die Rheinlande, wo er z. B. in Worms von der Bürgerschaft freudigst
aufgenommen wurde, und wo in Cöln die königstreue Bevölkerung den
Erzbischof Anno verjagte. Nun lenkten wenigstens die süddeutschen Bischöfe
ein und vermittelten zwischen Heinrich und den Sachsen. Heinrich gewährte
den Empörern Straflosigkeit und mußte sogar seine Burgen im Sachsenland
niederreißen lassen. —
§ 4. Gleich bei Beginn der Sachsennot hatte sich Heinrich IV. in
einem demütigen Schreiben an Gregor VII. gewandt und in die Abschaffung
der Simonie und Priesterehe auch für Deutschland gewilligt. Da aber
Heinrich seine Erfolge gegen die Sachsen in erster Linie den Gegnern der
Reformpartei zu verdanken hatte, so verlangten diese von ihm eine andere
Haltung dem Reformpapst gegenüber, vor allem die Aufrechterhaltung der
vom Papst für eine Sünde erklärten Laieninvestitur, d. h. die Aufrecht-
erhaltuug des königlichen Rechtes, diejenigen kirchlichen Würdenträger, die
durch ihr Amt in den Genuß von Reichsgut gelangten, selbst zu ernennen.
Und der König, jetzt Sieger, änderte wirklich seine Haltung: er ernannte
wiederum nach wie vor die Bischöfe, und der Handel mit Kirchenämtern
dauerte fort. Da forderte Gregor VII. den König unter Androhung des
Bannes zur Verantwortung nach Rom. Als Antwort hierauf ließ Heinrich IV.
den Papst auf einer Synode zu Worms (Januar 1076) absetzen als einen
„Tyrannen, der sich am Gesalbten des Herrn vergreife". Des Papstes
Gegenantwort aber war der Bannsluch über den König, wodurch die Christen
des dem Könige geleisteten Eides nach den damaligen Rechtsbegriffen ent-
bnnden wurden. —
§ 5. Dies war nun den Großen des Reichs und eben denen, die
sonst noch wie z. B. die Sachsen mit dem bisherigen gewaltsamen Wesen
des Königs nicht einverstanden waren, der willkommene Anlaß, sich am
König zu rächen, und, ihren Haß höher achtend als des Reiches Ehre und
Selbständigkeit, beschlossen die Fürsten zu Tribur (Oktober 1076), daß
Heinrich IV. seinen Thron verloren habe, wenn er sich nicht binnen Jahres-
frist vom Banne losmache. Um diese Schmach von sich und dem Reiche
abzuwenden, hatte Heinrich IV. noch so viel Stolz und Selbstüberwindung,
daß er als König und als Christ diesem Beschluß des Fürstentags nicht
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